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Am 27. September stellte Elon Musk in Guadalajara, Mexiko sein Konzept eines künftigen bemannten Marsflugs vor.
Foto: AP/Refugio Ruiz

Der Mars ist unser nächstes großes Ziel. So tönt es jedenfalls in den letzten Jahren immer wieder von unterschiedlichen Seiten. Die US- Raumfahrtbehörde Nasa etwa arbeitet an einem Space Launch System, das in den 2020er Jahren Astronauten zunächst zu einem Asteroiden und später auch zum Roten Planeten bringen soll. Wesentlich ehrgeiziger, weil kurzfristiger, sind die Pläne des Projektes Mars One. Inszeniert von dem niederländischen Unternehmer Bas Lansdorp, soll die Mission bereits bis 2027 Menschen auf den Mars bringen – allerdings ohne Rückflugticket.

Den spektakulärsten Marsflugplan hat vor einigen Tagen Elon Musk vorgestellt. Der Tesla- und SpaceX-Gründer will auf unserem Nachbarplaneten gleich eine ganze "City" errichten und dafür ab 2024 mindesten 100 Menschen zugleich in einem riesigen Raumschiff losschicken. Aber wie realistisch ist es, dass Musk sein Megaprojekt tatsächlich umsetzen kann – womöglich gar halbwegs in dem von ihm vorgestellten Zeitrahmen? Der Planetenwissenschafter Christian Schroeder von der britischen University of Stirling hat sich Musks Konzept genauer angesehen und im Onlinemagazin "The Conversation" seine Einschätzung abgegeben.

Immerhin gesteht er Elon Musk genug wirtschaftliches Gespür, technologisches Knowhow und nicht zuletzt den nötigen finanziellen Hintergrund zu, dass es sich bei seinem Konzept nicht um bloße Träumerei handelt. Seine bisherigen Erfolge würden jedenfalls für sich sprechen: Musk schaffte es in verhältnismäßig kurzer Zeit, ein Raumfahrtunternehmen aufzubauen, das mittlerweile bei Nasa unter Vertrag steht und regelmäßige Frachttransporte zur Internationalen Raumstation ISS durchführt. Die Falcon-9-Raketen von SpaceX haben trotz einiger Rückschläge mehrfach bewiesen, dass sie aus dem All zurückkehren und damit als wiederverwertbares System gelten können.

Zwei wesentliche Hürden

Bemannte Raumfahrt ist allerdings eine etwas andere Liga, und um Menschen auf den Mars zu bringen, müssten zumindest zwei wesentliche Aufgaben bewältigt werden, so Schroeder: Die Finanzierung und die Schaffung der technischen Voraussetzungen dafür, dass die Raumfahrer gesund beim Mars ankommen. Während es bereits Möglichkeiten gibt, dem Muskel- und Knochenabbau in der Schwerelosigkeit entgegen zu wirken, existieren noch keine verlässlichen Methoden, um die Passagier ausreichend vor der Strahlung im All zu schützen, ganz zu schweigen von den Folgen möglicher Sonneneruptionen.

Für dieses Problem hat Musk vorerst noch keine Lösung präsentiert, abgesehen von der Hoffnung, dass seine Raumschiffe die Reise zum Mars zunächst in 80 Tagen, später sogar in nur 30 Tagen bewältigen können. Auch Musks Angaben zur Finanzierung des Projektes bleiben für Schroeder reichlich vage: Es sei zwar durchaus möglich, die Pro-Kopf-Kosten des Marsfluges selbst von derzeit 10 Milliarden US-Dollar auf 200.000 Dollar zu reduzieren, doch um das dafür nötige wiederverwertbare System vorab zu entwickeln, sind enorme Summen nötig – Geld, das selbst Musk, wie er selbst sagt, allein nicht aufbringen können wird und daher auf die Mithilfe von Investoren und staatlicher Stellen setzt.

Ob Elon Musk tatsächlich Menschen auf dem Mars landen lässt, hängt daher für Schroeder hauptsächlich davon ab, ob es dem Weltraum-Entrepreneur gelingt, genug finanzstarke Gleichgesinnte an Bord zu holen. Für den Planetologen sei es bei derzeitigen Stand der Technik jedenfalls äußerst unrealistisch, dass Musk seinen abenteuerlichen Zeitplan auch nur annähernd einhalten kann.

--> The Conversation: How feasible are Elon Musk's plans to settle on Mars? A planetary scientist explains

(red, 9.10.2016)