Damaskus – Syriens Opposition hat Aussagen des UN-Gesandten Staffan des Mistura zur Fatah-al-Sham-Front (früher: Nusra-Front und mit Al-Kaida verbündet) als "gefährlich" zurückgewiesen. De Mistura hatte am Donnerstag unter anderem erklärt, in der nordsyrischen Stadt Aleppo hielten sich rund 900 bis 1.000 Kämpfer der radikalen Gruppe auf. Damit habe der UN-Vermittler Syriens Regime und Russland eine Entschuldigung dafür gegeben, ihre Luftangriffe auf Aleppo fortzusetzen, sagte Ahmed Ramadan, Sprecher des in Istanbul ansässigen Oppositionsbündnisses Syrische Nationale Koalition, am Freitag.
Aleppo hatte zuletzt die heftigsten Angriffe der syrischen und russischen Luftwaffe seit Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2011 erlebt. Damaskus und Moskau rechtfertigen die Bombardierungen mit dem Kampf gegen Terroristen. De Mistura rief alle Parteien auf, die Tragödie zu beenden, indem den Kämpfern der Fatah-al-Sham-Front der Abzug ermöglicht werde. Er wäre bereit, sie persönlich zu begleiten.
Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats
Ein Sprecher der Fatah-al-Sham-Front warf De Mistura vor, seine Erklärung stehe im Einklang mit Äußerungen des syrischen Regimes, das Aleppo von Rebellen leeren wolle, wie syrische Oppositionsmedien meldeten. Bei der um 16 Uhr (MESZ) in New York beginnenden Sitzung des UN-Sicherheitsrats wollte De Mistura UN-Diplomaten zufolge per Videoschaltung über die Lage in Aleppo berichten.
Die Truppen von Staatschef Bashar al-Assad setzten indes ihren Vormarsch in Aleppo fort. Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete von Kämpfen in mehreren Stadtvierteln. Im südlichen Stadtteil Scheich Said nahm die Armee demnach einen Hügel ein, doch die Rebellen eroberten andere Teile des Stadtviertels zurück. Die Angaben der den Aufständischen nahe stehenden Beobachtungsstelle, die sich auf Mitarbeiter vor Ort beruft, können von unabhängiger Seite nur schwer überprüft werden. In dem von den Rebellen mit Raketen beschossenen westlichen Stadtteil Midan wurden vier Menschen getötet, wie das syrische Staatsfernsehen berichtete. (APA, 7.10.2016)