Bürgermeister Ivo Nesrovnal hat mit den Glückstempeln keine Freude.

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Viel geht nicht mehr, das soll auch in Bratislava bald ganz ernst zu nehmen sein. Spielstätten für Glücksritter könnte man hier bald vergeblich suchen.

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In Wien ist das kleine Glücksspiel seit Anfang 2015 verboten. Seither fährt der eine oder andere Bus mit Spielwilligen in die Nachbarschaft. Auch in der slowakischen Hauptstadt werden die Reisenden in Sachen Glück wahrgenommen, sagt Bürgermeister Ivo Nesrovnal im Gespräch mit dem STANDARD. Geht es nach Nesrovnal, müssen sich die Ausflügler bald andere Ziele suchen. Denn auch Bratislava will glücksspielfrei werden.

So schnell wie möglich, so das überparteiliche Stadtoberhaupt, das seit 2014 im Amt ist. "Es heißt Gewinnspielautomat, wir reden aber von Verlustspielautomaten", beschreibt der Jurist seine Beweggründe. 232 Spielhallen zählt die Stadt, die meisten in der grauen Plattenbautensiedlung Petrzalka: Das Problem sei erheblich, vor allem sozial Schwache fielen auf die Versprechen herein. Nesrovnal ist davon überzeugt, dass die Bilanz negativ ausfällt: "Die Ausgaben wiegen die Einnahmen fünffach oder höher auf."

Automatenverbot in Vorbereitung

Derzeit arbeitet der slowakische Staat an einer Verschärfung des Glücksspielgesetzes. Das reicht dem 52-Jährigen aber nicht. "Wir bereiten auf Stadtebene parallel eine Verordnung vor, womit alle Automaten verboten werden." Ob das Stadtparlament noch wie geplant heuer entscheidet, steht noch in den Sternen. Derzeit werden die Stimmen des "größten Volksbegehrens, das wir je hatten" auf ihre Gültigkeit geprüft.

Mit 136.000 Menschen hat sich fast ein Drittel der Einwohner für ein Glücksspielverbot ausgesprochen. Das Volksbegehren ist auch einer der Gründe für die Verzögerung, 50.000 Stimmzettel sind auf dubiosem Weg verschwunden. Die Polizei ermittelt. Aufzuhalten sei die Sache aber nicht, so Nesrovnal: "Wir hatten das alles eingescannt."

Widerstand zu erwarten

Dass mit Widerstand zu rechnen ist, ist dem Bürgermeister klar. "Man muss von heftigen Diskussionen und Rechtsstreitigkeiten ausgehen." Sein Stadthaushalt würde jährlich um vier Millionen Euro schlanker, sollte das Vorhaben gelingen. Nesrovnal will es dennoch zügig vorantreiben.

Weitaus zügiger auf jeden Fall als das in politischen Sonntagsreden immer wieder propagierte Zusammenwachsen der beiden Hauptstädte Wien und Bratislava. Dass es nach 25 Jahren gerade einmal die Autobahn und die Bootsverbindung Twin City Liner, eine Fahrrad- und eine Autobrücke gibt, sei "nicht besonders viel".

Lösung der Verkehrsprobleme

Auch was den geplanten Ausbau der Bahnstrecke Wien-Bratislava bis 2023 betrifft, so ist er zumindest skeptisch. Könne gut sein, dass vorher der Hyperloop – die vom umtriebigen Tech-Visionär Elon Musk entwickelte Idee einer Hochgeschwindigkeitsröhre, die Personen mit bis zu 1200 km/h durch die Gegend schickt – realisiert werde, sagt er: "Ich finde das toll. Acht Minuten bis nach Wien, das ist dann die Lösung der Verkehrsprobleme."

Bis es so weit ist, schlägt Nesrovnal vor, "sollten wir auch wieder zum Thema Verbindung der Flughäfen Schwechat und Bratislava kommen. Da fehlen nur ein paar Kilometer Gleis."(Regina Bruckner aus Bratislava, 9.10.2016)