Washington – Zweite Chance für Donald Trump: Ortzeit am Sonntagabend geht an der Washington Universität in St. Louis, Missouri das zweite Duell zwischen der demokratischen Kandidatin Hillary Clinton und dem Republikaner Donald Trump über die Bühne.

Die jüngste Aufdeckung von Trumps vulgären Äußerungen über Frauen hat seine Gewinnchance verkleinert – laut jüngsten Umfragen liegt die Wahrscheinlichkeit seines Sieges derzeit bei 18 Prozent. Trump hat sich bereits mit seinen verbalen Attacken beim ersten direkten Kräftemessen vor den TV-Kameras keinen Gefallen getan.

Umkippen in "Swing States"

Welche Seite am Ende den Sieg in der Präsidentschaftswahl für sich verbucht, das kann auch von knappen Ergebnisse entschieden werden – vor allem in den so genannten Swing States, also jenen US-Bundesstaaten, die nicht klar der einen oder anderen Partei zuzurechnen sind.

Kürzlich ist der Stand in mehreren Swing States, Prognosen der Plattform Fivethirtyeight zufolge, gekippt: In Ohio und in Pennsylvania liegt Clinton seit der ersten Präsidentschaftsdebatte nun voran. Ähnlich ist es in Iowa, wo Clinton derzeit führt.

Porto-Ricaner in Florida wählen demokratisch

Ein interessanter Fall ist der Swing State Florida, der eine ähnliche Entwicklung hinter sich hat. Nur wenige Tage nach der ersten Debatte ist die Wahrscheinlichkeit eines demokratischen Sieges um 20 Prozent gestiegen.

Ihre hohe Popularität in Florida hat Clinton auch der großen puerto-ricanischen Minderheit zu verdanken. Über eine Million Puerto-Ricaner wohnen derzeit in Florida, dem drittgrößten Bundesstaat der USA. Etwa 75 Prozent der registrierten Wähler wollen laut einem Reuters-Bericht am Wahltag für Clinton stimmen.

Prominente und Medien gegen Trump

Bereits seit Monaten sind im Internet ganze Listen von Prominenten zu finden, die sich öffentlich gegen Trump positionieren – darunter die Schauspielerin Jennifer Lawrence, der Schauspieler Robert DeNiro oder der britische Astrophysiker Stephen Hawking.

Auch zahlreiche Medienhäuser, darunter das renommierte US-Magazin "The Atlantic", haben sich öffentlich zu Hillary Clinton bekannt. Damit hat sich das Magazin erst zum dritten Mal seit seiner Gründung im Jahr 1857 auf die Seite eines Kandidaten gestellt. Chefredakteur Scott Stossel zufolge sei Trump eine Bedrohung für die USA und ihre Demokratie.

Die Liste von Trumps Gegnern hat sich seit der Veröffentlichung des viralen Videos noch verlängert. Die vulgären Aussagen über Frauen haben auch für eine tiefe innerparteiliche Spaltung gesorgt. Immer mehr Republikaner haben ihre Unterstützung für ihren Präsidentschaftskandidaten zurückgezogen.

Bei Vizepräsidentschaftsdebatte schnitt der Republikaner Pence besser ab

Die parteiinternen Gräben kamen auch bei der Debatte der Vizepräsidentschaftskandidaten vergangenen Dienstag zum Ausdruck. Trumps "Running Mate" Mike Pence präsentierte sich als "echter Republikaner", der den Leitlinien seiner Partei treu geblieben ist. Pence wollte zahlreiche Aussagen Trumps, die sein Kontrahent Tim Kaine während der Debatte kämpferisch ins Spiel brachte, jedoch nicht unterstützen und geriet dadurch in die Defensive.

Dennoch schnitt Pence beim Duell schließlich besser ab als Kaine, der seinem Gegner immer wieder ins Wort fiel und sich seine politische Erfahrung rhetorisch nicht zunutze machte. Der souveräne Auftritt des Republikaners stand in starkem Kontrast zu Trumps Performance bei der ersten Präsidentschaftsdebatte am 26. September.

Erstes Clinton-Trump-Duell ließ wichtige Themen unberührt

Die erste Debatte zwischen Hillary Clinton und Donald Trump war eine der meistverfolgten Präsidentschaftsduelle der US-Geschichte. Mehr als 80 Millionen Zuschauer haben sich das feurige Tauziehen angesehen. Die Demokratin gewann rasch die Oberhand und zeigte sich als Kandidatin, die sich auf die Debatte – und ihr selbst zufolge auch auf das Präsidentenamt – gut vorbereitet hat. Trump unterbrach sie oft und distanzierte sich immer wieder von eigenen Aussagen.

Die Themen umfassten innenpolitische Reformen, Trumps Steuererklärung, Clintons E-Mail-Affäre, ethnische Diskriminierung, Obamas Geburtsurkunde (die Affäre wurde durch Trumps Vorwürfe ausgelöst, Obama sei nicht in den USA geboren worden) , Cyber-Sicherheit in den USA und die Terrorismusbekämpfung. Der Syrienkrieg oder das Gefangenenlager Guantánamo blieben hingegen unerwähnt.

Welche Themen bei der zweiten Debatte zwischen Clinton und Trump am Sonntagabend angesprochen werden, ist noch nicht bekannt. Auch deshalb, weil das Duell in einer besonderen Form stattfinden wird: In der ersten Hälfte der Debatte werden die Kandidaten die Fragen ausgewählter Zuschauer beantworten. Erst im zweiten Teil werden die Moderatoren Clinton und Trump direkt befragen. (Anja Malensek, 9.10.2016)