Damaskus – Die syrische Jihadistenmiliz Jabhat Fatah al-Sham (Eroberungsfront der Levante) hat sich nach eigenen Angaben mit der radikalen Salafistengruppe Jund al-Aqsa (Soldaten von al-Aqsa) zusammengetan. "Um Blutvergießen unter Muslimen zu verhindern", habe Jund al-Aqsa der Miliz die Treue geschworen, hieß es in einer am Sonntag verbreiteten Erklärung beider Gruppen.

Die Fatah-al-Sham-Front hieß bis vor kurzem Al-Nusra-Front. Die Umbenennung erfolgte, nachdem sich die Gruppe von Al-Kaida losgesagt hatte. Jund al-Aqsa wurde kürzlich von der US-Regierung als Terrororganisation eingestuft. Syrische Rebellen wie die einflussreiche Miliz Ahrar al-Sham (Freie Männer der Levante) werfen der Salafistengruppe vor, Verbindungen zur verfeindeten Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" zu haben.

Komplexe Lage

Durch die nun bekanntgegebene Kooperation dürfte sich die ohnehin verworrene Lage im syrischen Bürgerkrieg, in dem zahlreiche Konfliktparteien untereinander sowie gegen die Regierungstruppen kämpfen, weiter verkomplizieren. Islamistengruppen unter Führung von Ahrar al-Sham hatten erst kürzlich eine Offensive gestartet, um Jund al-Aqsa aus den von Rebellen kontrollierten Gebieten zu vertreiben.

Die Fatah-al-Sham-Front habe sich als Teil der Rebellion präsentiert, kooperiere nun aber mit einer Gruppe, die im Lager der Regierungsgegner als IS-nah abgelehnt werde, sagt der Syrien-Experte Charles Lister vom Middle East Institute in Washington.

Moskau hatte den USA in der Vergangenheit mehrfach vorgeworfen, die gemäßigten Rebellen in Syrien nicht von einer Allianz mit der Fatah-al-Sham-Front abzuhalten. Die angebliche Schonung der Gruppe durch Washington ist ein Hindernis bei den Friedensgesprächen zu Syrien, die derzeit auf Eis liegen. (APA, 9.10.2016)