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Marko Arnautovic senkt den Kopf.

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Marcel Koller nach dem Spiel: "Es war ein sehr intensives Spiel, die Spieler haben auch gesehen, dass es 90 Minuten braucht. Das ist auch eine Erfahrung, die man mitnehmen kann."

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Belgrad – 1:2 in Schweden – vor fast genau drei Jahren hatte Österreichs Mannschaft die letzte Qualifikationsniederlage kassiert. Dann kam das Auswärtsspiel gegen Serbien am Sonntagabend vor nur 20.000 Zusehern in Belgrad.

Standardtormann Robert Almer war nicht rechtzeitig fit geworden, die Muskulatur in der linken Wade blieb verhärtet, sämtliche physiotherapeutischen Maßnahmen haben nicht gegriffen, der Medizin sind eben Grenzen gesetzt. Als musste Teamchef Marcel Koller Ramazan Özcan in den Kasten stellen, der hatte bisher achtmal gespielt, die Bilanz ist nicht gerade ruhmreich, nur ein einziger Sieg, und zwar in der EM-Vorbereitung gegen Malta (2:1), allerdings war Özcan nur nach der Pause im Einsatz. Aber natürlich genoss er das vollste Vertrauen.

Abgesehen von dieser erzwungenen Veränderung ist sich Koller absolut treu geblieben, die restlichen zehn Mann waren exakt jene, die am vergangenen Donnerstag gegen Wales ein 2:2 geholt haben. Alessandro Schöpf hängt also weiter in der Warteschleife. Das Stadion Rajko Mitic, die baufällige Heimstätte von Roter Stern und im Volksmund "Marakana" geheißen", ist überhaupt kein Hexenkessel gewesen, es war halbvoll. Natürlich wurden Marko Arnautovic und Aleksander Dragovic ein bisserl ausgepfiffen (absolut im Rahmen des Erträglichen), damit haben sie gerechnet, hat man serbische Wurzeln, soll man zu diesen stehen und nicht für Österreich kicken, sagen sie in und um Belgrad. Beide hatten angekündigt, im Fall eines Torerfolges nicht zu jubeln, aus Respekt vor ihren Vätern, Müttern und anderen Verwandten, die nach wie vor hier leben. Wobei die Gefahr bei Dragovic gering war, der Innenverteidiger zählt nicht unbedingt zu den österreichischen Goalgettern. Im Gegensatz zu Arnautovic, der gegen Wales zweimal zugeschlagen und sich im Happel-Stadion zweimal laut gefreut hat.

Österreich begann nicht gerade außerirdisch, die ersten Aktionen gerieten zerfahren, unpräzise. Serbien stellt eine technisch hochqualitative Mannschaft, Teamchef Slavoljub Muslin kann auf hervorragende Offensivkräfte zurückgreifen, Filip Kostic und Dusan Tadic sind zwei Beispiele. 6. Minute: Kostic ferserlt Tadic frei, der marschiert an der rechten Seite durch, sein Zuspiel verwertet Aleksandar Mitrovic zum 1:0. Özcan war machtlos, Martin Hinteregger irgendwo. Die ÖFB-Auswahl ist Rückstände gewöhnt, sie hat gelernt, nicht in Schockstarre zu verfallen.

Serbische Post

15. Minute: Nach einem haarstäubenden Patzer von Stefan Mitrovic gleicht Marcel "Ich-bin-ein-Mentalitätsmonster" Sabitzer zum 1:1 aus. 23. Minute: Ballverlust des prinzipiell zuverlässigen Kapitäns Julian Baumgartlinger und ab geht die serbische Post. Tadic, der im Alltag für Southampton geigt, flankt, Mittelstürmer Aleksandar Mitrovic (Newcastle) köpfelt wuchtig das 2:l.

Im österreichischen Spiel waren Abstimmungsprobleme nicht zu leugnen, offensiv gab es zwar passable Szenen, aber das Abwehrverhalten irritierte. Nicht nur Kevin Wimmer wirkte überfordert. Nach der Pause wurde es präziser, geordneter, Serbien baute leicht ab. 55. Minute: Flanke David Alaba, Arnautovic köpfelt an die Stange. 58. Minute: Baumgartlinger scheidet verletzt aus, Stefan Ilsanker ersetzt ihn. 63. Minute: Zlatko Junuzovic sorgt für ein Durcheinander in der Dreierkette, der Ball gelangt auf abseitsverdächtigen Wegen zu Marc Janko, der zum 2:2 abstaubt. Es war sein 28. Treffer im Team, der Mann ist ein einziger Instinkt, hat Klasse. Junuzovic durfte noch mitjubeln, ehe er von Schöpf abgelöst wurde. Zehn Minuten später kam Sebastian Prödl für Dragovic. 74. Minute: Österreichs Defensive kehrt zur Schläfrigkeit zurück, der überragende Tadic erzielt das 3:2. Schöpf vergibt in der Nachspielzeit die Ausgleichschance. "Wenn wir auswärts in drei Kontertore hineinlaufen, müssen wir etwas hinterfragen. Wir haben unverdient verloren", sagte Arnautovic.

Die Quali wird am 12. November in Wien gegen Irland fortgesetzt, das nach dem 3:1 in Moldau hinter Serbien, aber vor Wales (1:1 gegen Georgien) Zweiter ist. (Christian Hackl aus Belgrad, 9.10.2016)

WM-Qualifikation, Gruppe D, 3. Runde, Sonntag

Serbien – Österreich 3:2 (2:1)
Belgrad, Stadion Rajko Mitic, 20.000 Zuschauer, SR Jonas Eriksson (SWE)

Torfolge:
1:0 (6.) A. Mitrovic
1:1 (15.) Sabitzer
2:1 (23.) A. Mitrovic
2:2 (62.) Janko
3:2 (74.) Tadic

Serbien: Stojkovic – Ivanovic, S. Mitrovic, Nastasic – Rukavina (90. N. Maksimovic), Milivojevic, Fejsa, Kolarov – Tadic, A. Mitrovic (77. Gudelj), Kostic (66. Katai)

Österreich: Özcan – Klein, Dragovic (71. Prödl), Hinteregger, Wimmer – Baumgartlinger (58. Ilsanker), Alaba – Sabitzer, Junuzovic (63. Schöpf), Arnautovic – Janko

Gelbe Karten: Tadic, Milivojevic, Kolarov bzw. Baumgartlinger, Ilsanker