Bei Patienten mit schwachem Herz verstärkt eine Schlafapone bereits vorhandene Symptome, etwa mangelnde Sauerstoffversorgung.

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Schnarcher leben gefährlich: In vielen Fällen und ohne es zu wissen, leiden zumindest zehn Prozent der österreichischen Bevölkerung an einer gefährlichen Störung: der Schlafapnoe. Dabei wird nicht nur exzessiv geschnarcht, auch die Atemtätigkeit setzt während des Schlafes phasenweise aus. Bis zu zwei Minuten kann so ein Atemstillstand im Extremfall andauern. Eine schlechtere Sauerstoffversorgung, ständiger Stress während der Schlafperioden und verminderte Schlafqualität sind die Folgen.

"Schlafapnoe an sich ist schon ein Risikofaktor für zahlreiche Erkrankungen. Liegt zusätzlich auch eine Herzinsuffizienz vor, führt sie zu einer noch schlechteren Prognose", so der US-Experte Shahrokh Javaheri von der University of Cincinnati College of Medicine in Ohio. Daher ist gerade bei Patienten mit Herzinsuffizienz wichtig abzuklären, ob eine Schlafapnoe vorliegt. Denn durch eine geeignete Therapie dieser schlafbezogenen Atmungsstörung kann auch, so legen Untersuchungen nahe, die Prognose dieser Patienten wieder verbessert werden.

Gefährliche Atemaussetzer

Die weitaus häufigste Form ist die obstruktive Schlafapnoe (kurz: OSA oder OSAS für Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom), bei der es aufgrund anatomischer Gegebenheiten durch das mechanische Zusammenfallen der oberen Atemwege zu einer teilweisen oder kompletten Blockade des Atemflusses kommt. Übergewicht ist einer der wichtigsten Risikofaktoren dafür – rund 80 Prozent der OSA-Patienten sind übergewichtig.

Bei der sehr seltenen zentralen Schlafapnoe (kurz: CSA), die in rund fünf Prozent der Schlafapnoe-Fälle vorliegt, setzt der vom Gehirn gesteuerte Atemantrieb selbst aus – mit einer darauf folgenden Weckreaktion des Gehirns. Die Atemtätigkeit schwankt daher stark während des Schlafes.

Der Schlaf und damit der nächtliche Erholungswert sind bei beiden Schlafapnoe-Formen beeinträchtig. Entscheidend ist die Häufigkeit dieser schlafbezogenen Atmungsstörungen: Je nach Häufigkeit und Schwere der Apnoe-Episoden ist der Schlaf mehr oder weniger schwer gestört. Die Betroffenen leiden unter quälender Tagesmüdigkeit, Leistungsabfall und verminderter Konzentrationsfähigkeit. Dadurch ist auch die Verkehrstüchtigkeit, je nach Häufigkeit der Apnoephasen, wenig bis stark beeinträchtigt.

Erhöhter Blutdruck

Weniger als fünf OSA-Episoden (AHI) im Schlaf pro Stunde gelten als (noch) nicht relevant, fünf bis 15 gelten als leichte obstruktive Schlafapnoe, 16 bis 30 als moderate, mehr als 30 als schwere Schlafapnoe.

Jede Form der Schlafapnoe verursacht phasenweise Sauerstoffmangel, aber auch eine Aktivierung des Nervus sympathicus, was zu einer Erhöhung des Blutdruckes, oxidativem Stress (verursacht Schädigung der Zellen) sowie Blutverdickung (Hypercoagulation) und Entzündungen in den Gefäßen (Arteriosklerose) führt. All dies kann bekannterweise zu Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems bis hin zum Herzinfarkt führen.

58 Prozent der Diabetiker haben zusätzlich auch eine obstruktive Atmungsstörung, ebenso 50 Prozent der Patienten mit chronischer Herzschwäche, 60 Prozent der Schlaganfallpatienten und 35 Prozent der Menschen mit hohem Blutdruck (Hypertonie). "Spricht ein Hypertoniker nicht ausreichend auf die Behandlung seines Bluthochdrucks an, sollte er unbedingt auf das Vorliegen einer Schlafapnoe hin abgeklärt werden; mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent wird er auch an einer Schlafapnoe leiden. Diese Krankheiten sind offenbar mit der Schlafapnoe vice versa verbunden und verstärken einander gegenseitig", so Javaheri.

So gefährlich wie Krebs

Eine ganz spezielle Gruppe von Betroffenen sind Patienten mit chronischen Herzerkrankungen, speziell mit chronischer Herzinsuffizienz. Die chronische Herzschwäche ist zumindest genauso gefährlich wie schwere Krebserkrankungen, weist sie doch eine Sterblichkeit von 50 bis 80 Prozent innerhalb von fünf Jahren auf. Eine Schlafapnoe verschlechtert die Situation noch zusätzlich. Denn bei einer Herzinsuffizienz liegen schon per se mangelnde Sauerstoffversorgung und eine Aktivierung des Nervus Sympathicus vor; eine Schlafapone verstärkt dies noch.

Was bei Herzinsuffizienz-Patienten hinzukommt: Mit einem Anteil von 30 bis 60 Prozent leiden sie viel häufiger an zentraler Schlafapnoe als es sonst Betroffene tun, da das Gehirn mit zu wenig Sauerstoff versorgt wird. Nur fünf bis 32 Prozent Patienten mit Herzschwäche leiden an einer obstruktiven Schlafapnoe.

Therapie der Schlafapnoe

Bei Behandlung der Schlafapnoe haben sich vor allem Atemmasken durchgesetzt, die durch Herbeiführen eines Überdrucks in den Atemwegen diese während des Schlafes offenhalten. Hier gibt es beispielsweise Systeme, die einen konstanten Druck aufrecht erhalten (CPAP-Maske). Andere Geräte (APAP) passen den Luftdruck ständig an die aktuellen Erfordernisse im Schlaf an. Ein drittes System variiert den Druck nach Ein- oder Ausatemphase.

Die Ergebnisse einer solchen Therapie – zum Beispiel bei Männern mit obstruktiver Schlafapnoe – sind grundsätzlich positiv: So ließ sich das Herz-Kreislauf-Risiko von Behandelten durch die Verwendung einer CPAP-Maske, die im Vergleich zu Unbehandelten sonst beinahe das dreifache Risiko aufweisen, fast auf das Niveau von Patienten ohne Schlafapnoe bringen.

Wer schnarcht oder wenn etwa der Partner bemerkt, dass die Atmung während des Schlafes öfter aussetzt, unter Tagesmüdigkeit, Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen leidet, sollte unbedingt den Arzt aufsuchen, um das mögliche Vorliegen einer Schlafapnoe abklären zu lassen. Der Gang ins Schlaflabor bringt Gewissheit und eine Empfehlung für die individuell passende Therapie, so Experten. Ein wichtiger Schritt, der das durch eine Schlafapnoe erhöhte Herz-Kreislauf-Risiko wieder absenken könne. Ganz besonders trifft dies, so Javaheri, auf Patienten zu, die an einer Herzinsuffizienz leiden. (red, 10.10.2016)