Ein O-Bus überholt die Staukolonne auf der Busspur. Bilder wie diese soll es bald von allen Salzburger Buslinien geben.

foto: salzburg ag

Salzburg – Montag Feiertag in Deutschland, Dienstag Schlechtwetter, Mittwoch ebenfalls Schlechtwetter und ein Blechschadenunfall auf der Stadtautobahn, Donnerstag die Stadtautobahn für 15 Minuten wegen eines Lkws gesperrt – vergangene Woche kam in der Stadt Salzburg so gut wie jeden Tag der Verkehr zum Erliegen. Und das im gesamten Stadtgebiet. Er habe für eine Strecke von 3,9 Kilometern zwei Stunden und vier Minuten gebraucht, beschreibt der Chefredakteur der Salzburger Nachrichten sein persönliches Stauerlebnis.

So wie Chefredakteur Manfred Perterer ist es vergangene Woche tausenden Salzburgern ergangen. Inzwischen wird der Dauerstau schon zum wirtschaftlichen Problem. Friedrich Wiedermann, Landtagsabgeordneter der FPÖ-Abspaltung FPS, berichtet von "eklatanten Umsatzeinbußen" bei mehreren Unternehmen.

Trendwende?

Nach der jüngsten Katastrophenwoche will nun Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) gegensteuern. Er verkündete eine Art Notfallplan und kündigte neue Busspuren, neue überlange Doppelgelenksbusse und ein 365-Euro-Jahresticket an.

Kommen die neuen Busspuren tatsächlich, könnte das eine Trendwende in der Salzburger Verkehrspolitik einläuten. Denn bis dato hat die SPÖ-ÖVP-Rathausmehrheit von Verkehrsstadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste) initiierte Busspuren entweder nicht unterstützt, wie die SPÖ, oder aktiv bekämpft, wie die ÖVP.

Amtsbericht im November

Politisch hat sich Schaden zumindest kurzfristig etwas Luft verschafft, denn nun liegt der Ball bei den Grünen und Verkehrsstadtrat Padutsch. Dieser will noch im November in einem Amtsbericht zahlreiche neue Busspuren vorschlagen; "auch wenn es schwierig wird", wie er im STANDARD-Gespräch sagte.

Konkret könnte damit beispielsweise die von der Salzburg AG als Musterlinie vorgesehene Oberleitungsbuslinie 2, welche die Stadt von Gnigl im Osten bis zum Flughafen im Westen durchquert, verbessert werden. Für den "Zweier" sind neben diversen Ampelregelungen vier neue Busspuren vorgesehen. Darunter auch ein kurzes Stück auf der neuralgischen Sterneckstraße, die im Stadtgebiet ein Teil der B1 ist.

Pendlerproblem

Von den Experten der Salzburger Verkehrsplattform gibt es viel Lob für Schadens Notfallplan und die von Padutsch und der Salzburg AG geplanten Maßnahmen. Von den Vorstellungen der Verkehrsplattform ist die Stadt trotzdem noch weit entfernt. Es sei eine "Selbstverständlichkeit" für die O-Busse, "analog zur Straßenbahn durchgehend freie Trassen, also Busspuren, zu schaffen", sagt Plattform-Sprecher Peter Haibach.

Dass der Dauerstau mit den neuen Busspuren wirklich der Vergangenheit angehört, daran zweifeln aber alle Verkehrsplaner im Magistrat. Die bis zu 90.000 Pendler täglich kämen zu einem großen Teil mit dem Auto.

Das liege auch an der Landespolitik, sagt Padutsch. Alle Pläne für einen Musterkorridor auf der Bundesbuslinie 150 von Salzburg nach Bad Ischl samt diversen Nebenlinien liegen vor, berichtet Padutsch. Das Land sei aber seit Monaten säumig. Es gebe weder neue Kurse noch die nötige Infrastruktur, kritisiert Padutsch. (Thomas Neuhold, 11.10.2016)