Thea Djordjadze macht in der Secession ihr Atelier zum Material.

Foto: Sophie Thun

Wien – Vielen Künstlern gilt das Atelier als wichtiger Rückzugsort. Hier kann man in aller Ruhe abwägen, welche Schöpfungen man in die weite Welt entlassen will. Hier darf man, wenn's ist, auch scheitern. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Geste, die die Künstlerin Thea Djordjadze in der Secession macht, nicht zuletzt eine der Verausgabung.

Für die Personale To be in an upright position on the feet (studio visit) ließ sie ihr Studio, mit allem Drum und Dran, aus Berlin nach Wien bringen. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, wurde in zwei Lkws gepackt: von der Bohrmaschine bis zum Holzlager, von den Sesseln bis zum Privatdepot. Wiederaufgebaut hat Djordjadze (geb. 1971 in Tiflis, Georgien) ihr Studio allerdings nicht als Lebens- und Arbeitsplatz. Vielmehr fror sie sozusagen ihren Künstlerinnenhausrat zur Rauminstallation ein.

Von einer "Neuformulierung des Ateliers" spricht Secessionspräsident Herwig Kempinger. Denn wiewohl etwa ein Fauteuil und eine Fußablage hier noch so etwas wie einen Ruhebereich andeuten, hängt eine Kücheneinheit nun, unbenutzbar, höher oben an der Wand. Farbeimer, Gipssäcke, Spraydosen finden sich unter Plexiglasplatten in bloße Anschauungsobjekte verwandelt.

Dazwischen entdeckt man etliche künstlerische Arbeiten im engeren Sinne: den Gipsguss eines zusammengelegten Hemds etwa oder rätselhafte Gestelle aus Metallrohren und -platten. Die Grenzen zwischen fertigen und entstehenden Kunstwerken verschwimmen dabei freilich mitunter ebenso wie jene zwischen Haushaltsgegenstand und Kunstobjekt. Und tatsächlich ist es gerade das Spiel mit solchen Ambivalenzen, das Djordjadze im Sinn hat. Sie macht Besucher zu Zaungästen einer Welt der Möglichkeiten.

Es ist eine konsequente Fortführung ihres OEuvres: Die Objekte, Zeichnungen, Installationen, mit denen Djordjadze, Schülerin von Rosemarie Trockel, seit einigen Jahren auf dem Kunstmarkt reüssiert, setzen auf die Anmutung des "Unfertigen", flottieren zwischen allen Polen. In Wien zeigte 2015 die Galerie Meyer Kainer organisch anmutende Objekte zwischen Form und Nichtform, etwa aus Pappmaché, gehängt in streng geometrischen Eisengittervitrinen.

Diesen Kontrast zwischen definierten und offenen Formen bemüht Djordjadze nun auch in der Secession. Die geometrische Geradlinigkeit kommt allerdings etwa von Regalen, die sie à la Minimal Art poetisch-rhythmisch anordnet. (Roman Gerold, 11.10.2016)