Cyber-Angriffe auf Kernkraftwerke sind kein imaginäres Bedrohungsszenario mehr.

Foto: APA/dpa/Armin Weigel

Cyberangriffe, die zu Störungen der Abläufe in Kernkraftwerken führen, sind nach den Worten des Chefs der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Yukiya Amano, längst Realität. Angriffe auf kerntechnische Einrichtungen stellten "keine imaginäre Gefahr" dar, sagte Amano am Montag bei einem Besuch in Berlin im Gespräch mit Reuters und einer deutschen Tageszeitung. Es bestehe hier inzwischen eine ernsthafte Bedrohung.

Bericht von "störender" Attacke

Amano berichtete von einer Cyberattacke, die zwei bis drei Jahre zurückliege und einige Probleme in dem betroffenen Kraftwerk verursacht habe. Die Anlage habe aber nicht stillgelegt werden müssen. "Die Attacke war störend, aber nicht zerstörend", sagte er. Vorsichtsmaßnahmen seien notwendig geworden. Bislang habe er den Cyberangriff nicht öffentlich gemacht. Details nannte er nicht.

Der Atomexperte erwähnte auch einen Fall, bei dem eine Person vor etwa vier Jahren versucht habe, hochangereichertes Uran aus einer Anlage zu schmuggeln, um damit eine "schmutzige Bombe" zu bauen. Nähere Details zu den Vorfällen lehnte der IAEA-Chef ab.

Angriffe auf Industrieanlagen nehmen zu

Die Sorge vor einem Angriff mit Computerviren auf Atomkraftwerke hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, nachdem immer neue Schadprogramme entwickelt werden, die in die Steuerung von Industrieanlagen eingreifen. Das Unternehmen Korea Hydro & Nuclear Power Co Ltd, das in Südkorea 23 Kernreaktoren unterhält, hatte im Jahr 2014 bekanntgegeben, es habe die Sicherheitsvorkehrungen erhöht, nachdem unkritische Daten von seinem Computersystem gestohlen worden seien. Der Reaktorbetrieb sei aber nicht gefährdet gewesen. (Reuters, 10.10.2016)