Budapest – Es bedürfe "viel Geld und eines Wunders", um die ungarische Traditionszeitung "Nepszabadsag" zu retten. Das schreibt das Portal "hvg.hu" am Dienstag. Nachdem die Zeitung am Samstag unerwartet durch den österreichischen Eigentümer, die Mediaworks AG, eingestellt wurde, kämpfen die Mitarbeiter um ihren Arbeitsplatz.

Die Chefredaktion von "Nepszabadsag" hatte Mediaworks, die sich im Eigentum der Investmentfirma Vienna Capital Partners (VCP) befindet, ihre Kaufabsichten mitgeteilt. Für einen Euro wolle die Redaktion die erforderlichen Rechte für die Herausgabe des Blattes erwerben, ging das Angebot an den langjährigen VCP-Vorstand Heinrich Pecina, der Ende Juni in den Aufsichtsrat gewechselt ist. Vorstand ist nun Christian Riener, Mehrheitseigner einer Wiener Steuerberatung.

Mit Hypothek belastet

Am Dienstag bezweifelte die Chefredaktion von "Nepszabadsag" jedoch die Aussagen des Verlages hinsichtlich der Rettung des Blattes sowie der deklarierten Verkaufsabsichten. Noch dazu könnte sich der Verkauf der Zeitung als schwierig erweisen, da das Blatt mit einer Hypothek belastet ist.

Der Kredit der MKB-Bank soll sich laut "hvg.hu" außer auf "Nepszabadsag" auch auf deren Portal "nol.hu" und auf den gesamten Mittelbestand von Mediaworks Hungary beziehen. Dieser wurde mit 10,8 Milliarden Forint (35,45 Mio. Euro) angegeben, die zur Gänze mit dem Hypothekenkredit belastet seien. Mit der Einstellung von "Nepszabadsag" würde sich der Eigentümer nicht nur von einem defizitären Unternehmen befreien, sondern sein Portfolio im Falle eines eventuellen Verkaufs interessanter machen, konstatierte das Portal.

Österreichischer Eigentümer habe Einstellung angeordnet

Inzwischen ist der am Samstag ernannte neue Generaldirektor von Mediaworks Hungary, Viktor Katona, aus "gesundheitlichen Gründen" zurückgetreten. Laut Portal habe nicht Mediaworks Hungary, sondern der österreichische Eigentümer des Verlagsunternehmens, Vienna Capital Partners (VCP), die Einstellung von "Nepszabadsag" angeordnet. Janos Martonyi, Ex-Außenminister der Regierung von Premier Viktor Orban, dementierte Kenntnisse über die Schließung der Zeitung. Martonyi ist Mitglied des internationalen Beratungsgremiums von VCP und hätte nach eigener Aussage auch nur aus der Presse von der Einstellung des Blattes erfahren.

Verkauf des Traditionsblattes an Orban-Freund?

Hinsichtlich der Verkaufes von "Nepszabadsag" wird spekuliert, dass die Zeitung an einen Freund von Premier Viktor Orban gehen soll. Konkret wird der Name von Lörinc Meszaros genannt, der als Familien- und Parteifreund von Orban inzwischen dank lukrativer öffentlicher Aufträge vom Installateur zum Multimillionär aufstieg. Meszaros nahe stehende Unternehmen, Duna Aszfalt und Opimum Press, könnten punkten. Das Portal "hvg.hu" erinnerte weiter daran, was der österreichische Chef von VCP, Heinrich Pecina, bereits 2014 im Zusammenhang mit Mediaworks erklärt hatte: Als Finanzinvestor übernimmt er die Firmengruppe, die er zu einem gewinnbringenden Unternehmen gestalten und verkaufen will, wenn er einen Käufer findet. (APA, 11.10.2016)