Das normale Tagesgeschäft bewältigt DHL Österreich mit rund 1.000 Servicepartner.

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Wien – DHL Paket, der vor einem Jahr gestartete Paketableger der Deutschen Post in Österreich, entwickelt sich zum Vollanbieter. Bei der Zahl der Abhol- und Abgabestellen hat man die Österreichische Post AG nach Eigenangaben bereits überholt, und Pakete liefert die rot-gelbe Post nicht nur aus, sie nimmt neben Retoursendungen auch Privatkundenpakete zum Versand an. Porto und Transportschein holt sich der Kunde dabei im Internet.

"Wir sind aber kein Universaldienstanbieter", sagt Geschäftsführer Günter Birnstingl, "sondern Vollanbieter." Dies insofern, als DHL keine Briefe zustellt und auch nicht flächendeckend Postkästen leeren muss. Andere Auflagen für den der teilstaatlichen gelben Post auferlegten Universaldienst würde DHL zumindest theoretisch erfüllen: die Zustellung an fünf Werktagen (außer Samstag), wobei DHL an Samstagen zustellt, nicht aber montags. Die Auflage, bundesweit mindestens 1650 Post-Geschäftsstellen zu betreiben, wird mit 1778 auch von Marktführer Post AG übertroffen. DHL will bis Jahresende sogar mit rund 2000 Paketshops präsent sein. Nur beim Rund-um-die-Uhr-Service, den Abholstationen, ist die Post DHL mit 250 weit voraus: Bis Weihnachten will DHL von 35 auf 50 steigern. Sie zählen aber nicht zum Universaldienst.

Kooperation mit Rewe

Einen großen Schub an Präsenz brachte die Kooperation mit Rewe. Bis zu 500 Billa-Märkte fungieren als DHL-Paketshops, den Rest stellen – wie bei den Postpartnern – Tankstellen oder Gewerbebetriebe. Sogar Reisebüros erhoffen von Paketen eine höhere Kundenfrequenz. Logistikstandorte, also Paketverteilzentren, hat DHL ab 2017 zwei: eines in Graz und eines in Wien-Liesing, wo auch die DHL-Zentrale angesiedelt wird. Nimmt der Onlinehandel weiter so stark zu, könnten weitere Verteilzentren errichtet werden.

Laut einer Erhebung der KMU Forschung Austria im Auftrag von DHL kaufen 92 Prozent der Österreicher mindestens einmal im Jahr über Onlineportale und die Hälfte von ihnen sogar regelmäßig. "Wir gehen davon aus, dass sich das Angebot bis 2020 verdoppelt", sagt Birnstingl.

E-Mobilität

Was der Roll-out bisher gekostet hat und noch kosten wird, darüber schweigt sich DHL ebenso aus wie über Anlaufverluste. Nur so viel: Bis 2017 will man in Österreich einen dreistelligen Millionenbetrag investiert haben.

Dem Vorwurf, bei der Zustellung auf abhängige Ein-Mann-Frächter zu setzen, will sich DHL nicht aussetzen. Man mache den Großteil des Tagesgeschäfts mit rund 1000 regionalen Partnern. Sie sollen auf E-Mobilität umstellen. Dabei werden zunächst in Städten eigens für DHL gebaute Elektroautos eingesetzt. Diese DHL-Streetscooter will man 2017 auch nach Österreich bringen, sagt Birnstingl. Den gleichnamigen Aachener Autobauer Streetscooter hat DHL gleich gekauft. (ung, 11.10.2016)