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In Utah werden die Forderungen lauter, Donald Trump als Kandidaten der Republikaner doch noch fallen zu lassen.

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Gegen Clinton, aber nun auch gegen Trump: Jason Chaffetz.

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Washington/Wien – Die Sache scheint eigentlich klar: Mit üppigen 97 Prozent beziffert die Umfrageseite fivethirtyeight.com auch am Dienstag noch die Wahrscheinlichkeit für einen Sieg Donald Trumps bei den Präsidentschaftswahlen im US-Bundesstaat Utah. Und doch sind die regionalen Medien in Aufregung. Denn seit der Veröffentlichung des Videos, in dem sich Trump sexueller Übergriffe rühmt, hat sich die Stimmung im konservativen, mehrheitlich mormonischen Staat gedreht. Erstmals seit 1964 scheint möglich, dass der Kandidat der republikanischen Partei im konservativen, von Mormonen dominierten Staat den Sieg verpasst.

Denn die Äußerungen laufen genau jenen konservativen Werten von Familie und Keuschheit entgegen, als deren Anwalt viele Mormonen die republikanische Partei gewöhnlich empfinden. Nun fürchten viele, selbst mit den Trump'schen Einlassungen assoziiert zu werden und so langfristig Stimmen zu verlieren. Entsprechend schnell kamen am Wochenende die Zurückweisungen aus der regionalen Sparte der Partei: Gouverneur Gary Herbert, selbst Mormone, zog seine Unterstützung mit den Worten zurück, die Aussagen seien "mehr als nur beleidigend und abscheulich".

"Kann meiner Tochter nicht in die Augen schauen"

Der Kongressabgeordnete Jason Chaffetz, strenger Verfolger Hillary Clintons in der E-Mail-Affäre, tat es ihm gleich. Er könne seiner Frau und seiner 15-jährigen Tochter nicht mehr in die Augen schauen, wenn er weiterhin Trump und dessen Aussagen unterstütze. Die traditionell politisch zurückhaltende Zeitung "Deseret News" empfahl ihren Lesern sogar direkt, nicht für Trump zu stimmen. Der Kandidat solle auf sein Antreten bei den Wahlen verzichten und einem geeigneteren Kandidaten Platz machen, schrieb die im Besitz der mormonischen Kirche stehende Tageszeitung.

Dabei hatte Trump den Staat gerade erst mühsam für sich gewonnen. Bei den republikanischen Vorwahlen im Frühjahr hatte der Immobilienmogul nur 14 Prozent der Stimmen erreicht, auch wegen des Widerstandes prominenter Mormonen, darunter der Präsidentschaftskandidat von 2012, Mitt Romney. Das hat bei Clintons Wahlstrategen schon früh die Hoffnung genährt, diesmal den Erdrutsch schaffen zu können. Erstmals seit Jahrzehnten hat eine demokratische Kampagne ein eigenes Wahlbüro in Utah eröffnet.

Stunde der Ausweichkandidaten

Doch zumindest bisher hat sich Trumps Schaden in den Umfragen nicht direkt in einen Gewinn für Clinton umwandeln lassen. Sie lag in Umfragen zwar stets zwischen 25 und 35 Prozent, kam über diesen Wert aber nicht hinaus. Nun könnte sie über Umwege doch noch zum Ziel kommen: Denn während es kaum mormonische Autoritäten gibt, die eine Wahl der Demokratin empfehlen, wenden sich viele den Kandidaten der Kleinparteien zu.

Gary Johnson, als Unabhängiger jahrelang Gouverneur des benachbarten Bundesstaates New Mexico, hat sein landesweites Kampagnenhauptquartier in Salt Lake City eröffnet, in Umfragen lag er schon bisher bei Zustimmungswerten von etwa zwölf Prozent. Andere einflussreiche Republikaner empfehlen dagegen eine Stimme für einen weiteren "Never Trump"-Kandidaten, Ex-Geheimdienstler Evan McMullin. Der politisch kaum bekannte Mormone hatte sich vor einigen Monaten als Kandidat der parteiinternen Trump-Gegner zu positionieren versucht.

Es könnte knapp werden

Gemeinsam haben Johnson und – ganz besonders – McMullin und weitere Ausweichkandidaten, dass sie kaum genug Stimmen erhalten werden, um die Wahl im Bundesstaat für sich zu entscheiden. Als denkbar gilt aber, dass sie Trump Stimmen wegnehmen. Womöglich genug, um einen Clinton-Sieg mit 30 Prozent der Stimmen zu ermöglichen. Die jüngsten Umfragen sind von Mitte September. Neue werden mit Spannung erwartet. (Manuel Escher, 11.10.2016)