Die meisten Menschen denken bei Rheuma ausschließlich an Schmerzen des Bewegungsapparats. Allerdings kann jedes Organ von Rheuma betroffen sein, betonen Mediziner.

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Wien – Unter Rheuma versteht man Hunderte verschiedene Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates. Die zwei Millionen österreichischen Patienten weisen rund 400 Krankheitsbilder auf. Auch die Augen können in Mitleidenschaft gezogen werden, erläuterten Experten in Wien anlässlich des Weltrheumatages am 12. Oktober.

Therapiemöglichkeiten greifen oft zu spät

Bekannt sind vor allem Symptome der Gelenke wie Schmerzen und Versteifungen im Alter. Aber dies ist nur ein minimaler Ausschnitt aus der Palette der Erkrankungen: Unzählige andere Bereiche können betroffen sein. Über die vielfältige Symptomatik der Volkskrankheit wissen die meisten Menschen nur wenig Bescheid, was oft auch eine Verzögerung von Diagnose und Behandlung mit sich bringt. Die meisten Betroffenen denken bei Rheuma ausschließlich an Schmerzen des Bewegungsapparats. Allerdings kann jedes Organ von Rheuma betroffen sein, und zwar bereits bevor derartige Symptome auftreten.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind alle mit Schmerzen oder Funktionsverlust einhergehenden Störungen des Bewegungsapparates und der Stützorgane wie Muskeln, Sehnen, Knochen, Gelenke oder Bänder gemeint. Hauptauslöser sind Störungen des Immunsystems, das Antikörper gegen körpereigenes Gewebe oder Botenstoffe produziert.

Gemeinsam haben die unzähligen Krankheitsbilder von Arthritis bis Arthrose oder auch "Tennisarm" die Notwendigkeit einer frühzeitigen Diagnose. Ideal wäre eine Behandlung in den ersten drei Monaten. In Sachen Medikation und Versorgung wurden gerade in jüngster Zeit viele Fortschritte erzielt, viele erreichen aber die Patienten zu spät.

Alter und Geschlecht

Wird Rheuma zu spät oder nicht erkannt und behandelt, sind irreversible Schäden, beispielsweise eine Gelenkzerstörung, möglich. Das Herz-Kreislauf-System kann beispielsweise bei rheumatoider Arthritis nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen werden. "Die Lebenserwartung sinkt um bis zu 15 Jahren", sagt Internist Marcus Köller vom SMZ Sophienspital Wien.

Das "Chamäleon unter den Krankheiten" trifft selbst die Jüngsten: Rund 1.000 österreichische Kinder unter 16 Jahren leiden an einer chronischen rheumatischen Erkrankung. Jährlich erkranken acht von 100.000 Kindern an Rheuma. Die "Juvenile Arthritis" etwa tritt oft in Verbindung mit einer entzündlichen Augenerkrankung auf, wird aber selten rasch richtig diagnostiziert, was zu bleibenden Deformierungen führen kann.

Viele rheumatische Erkrankungen beginnen zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr. Von einigen Varianten, etwa der entzündlichen rheumatoiden Arthritis (RA), sind Frauen etwa dreimal häufiger betroffen als Männer. (APA, 12.10.2016)