Wien/Hollywood – "Vor der Morgenröte" geht nun doch für Österreich ins Rennen um den Auslands-Oscar. Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences hat ihre ursprüngliche Ablehnung der Koproduktion wegen "unausgewogener kreativer Beteiligung" revidiert, teilte der Fachverband der Film- und Musikwirtschaft (FAMA) am Mittwoch "erfreut" mit. Der Stefan-Zweig-Episodenfilm ist damit einer von 85 Kandidaten.

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Der Fachverband sei erst am Mittwoch, wenige Stunden nach Veröffentlichung der Liste der Einreichungen durch die Academy, informiert worden, sagte Geschäftsführer Werner Müller der APA. Weil es sich bei Maria Schraders Film um eine deutsch-französisch-österreichische Produktion handelt, war der Beitrag anfangs als österreichischer Beitrag zurückgewiesen worden. Daraufhin habe man die Argumente der einberufenen Jury aus Vertretern der heimischen Filmwirtschaft und der Filmschaffenden erneut vorgebracht und die Academy "mit der plausiblen Argumentation überzeugen" können.

Damit haben nun zwei Filme von deutschen Regisseurinnen mit österreichischen Hauptdarstellern Chancen auf die Auszeichnung in der Sparte "Bester nicht-englischsprachiger Film": Deutschland ist nämlich mit der gefeierten Tragikomödie "Toni Erdmann" von Maren Ade mit Peter Simonischek und Sandra Hüller vertreten. Die Hauptrolle in "Vor der Morgenröte" über die Exiljahre des österreichischen Schriftstellers Stefan Zweig hat Josef Hader inne.

Erstmals ist Jemen dabei

Die Konkurrenz ist groß: Haben im Vorjahr noch 81 Länder Beiträge eingereicht, sind es heuer 85. Erstmals dabei ist der Jemen mit Khadija al-Salamis Film "I Am Nojoom, Age 10 and Divorced" (Ich bin Nojoom, 10 Jahre und geschieden) über das Schicksal von Kinderbräuten. Ebenfalls auf der Liste findet sich Polen mit "Afterimage" von Andrzej Wajda, der am Sonntag im Alter von 90 Jahren verstorben ist. Frankreich schickt den Vergewaltigungsthriller "Elle" des Niederländers Paul Verhoeven, Italien die Lampedusa-Doku "Seefeuer" von Gianfranco Rosi und der Iran "Forushande" von Asghar Farhadi ins Rennen.

Welche Filme es auf die Shortlist schaffen, steht traditionell im Dezember fest. Die fünf finalen Nominierungen werden dann am 24. Jänner 2017 bekanntgegeben, ehe die 89. Oscar-Verleihung am 26. Februar im Dolby Theatre in Los Angeles über die Bühne geht. Bei der Oscar-Gala Anfang dieses Jahres war das ungarische Holocaust-Drama "Son of Saul" von Laszlo Nemes ausgezeichnet worden. (APA, 12.10.2016)