Wer zum Bewerbungsgespräch eingeladen wird, wird maßgeblich durch das Motivationsschreiben beeinflusst. "Personalisten können rasch zwischen Standard-Texten und gezielt überlegten Angaben zum Interesse an einer Position unterscheiden. Motivation ist ein kritisches Kriterium bei der Bewerberauswahl", sagt Ursula Axmann, Geschäftsführerin des Career Centers an der WU Wien.

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Teamfähig, belastbar und humorvoll. Wer diese Eigenschaften im Bewerbungsschreiben unterbringen will, sollte sie auch anhand von Beispielen oder Anekdoten erzählen können, damit es nicht bei Worthülsen bleibt.

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Es ist ein wichtiger Teil der Bewerbung, bereitet vielen aber Kopfzerbrechen: Das Motivations- oder Anschreiben. Seine Motivation auf einer ganzen Seite darzulegen grenzt für manche an Angeberei, schließlich fühlt man sich dazu verpflichtet, ständig zu beschreiben wie toll man ist und was man alles großartiges geleistet hat. Andere würden wiederum ehrlicherweise am liebsten nur einen Satz anfügen: Weil ich den Job brauche.

Worum es geht

Experten empfehlen, das Motivationsschreiben weniger dramatisch zu sehen und sich eher auf die Chance, sich und seine Interessen genauer vorzustellen, zu konzentrieren. So kann man bereits zu einem frühen Zeitpunkt des Bewerbungsprozesses ein persönliches Bild von sich selbst zeichnen. Urusla Axmann, Geschäftsführerin des Karrierecenters der WU Wien, fasst dies so zusammen: "Der Lebenslauf allein sagt ja noch nichts über das konkrete Interesse an einer Position aus. Motivation ist ein kritisches Kriterium bei der Bewerberauswahl."

Tipps

Was aber macht ein gutes Motivationsschreiben überhaupt aus? Gudrun Heidenreich-Pérez, Managerin im Bereich Consulting bei Deloitte Österreich, betont die persönliche Note: "Das Schreiben sollte ein möglichst klares Bild der Person widerspiegeln und muss maßgeschneidert für die ausgeschriebene Stelle formuliert sein. Wichtig sind Individualität und gute Argumentation. Standardfloskeln sind uninteressant und Übertreibungen nicht zielführend." Beispiele seien etwa "Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung bin ich für die ausgeschriebene Stelle bestens geeignet." oder "Hiermit bewerbe ich mich für die von Ihnen ausgeschriebene Stelle." Heidenreich-Pérez empfiehlt kreativere Ansätze, etwa eine interessante Aussage zu einem selbst oder die Bezugnahme auf das Unternehmen, dessen Werte oder Zielsetzungen.

"Je individueller der Konnex zwischen der eigenen Erfahrung und der ausgeschriebenen Stelle dargestellt wird, umso lebendiger wird das Bild über einen möglichen neuen Mitarbeiter. Persönliche Beispiele zu den beschriebenen Fähigkeiten oder Eigenschaften hauchen einer Bewerbung Leben ein", sagt Axmann. Wenn Textteile der jeweiligen Unternehmenswebsite in das Anschreiben kopiert werden, sorge das nicht unbedingt für positive Aufmerksamkeit.

Zentral ist für alle Personalverantwortlichen jener Teil des Schreibens, in dem es darum geht, warum man sich gerade bei dieser Firma oder für diese Stelle bewirbt. Ein Roman muss das nicht werden – wenige, aber dafür gute, authentische Sätze reichen aus.

So lieber nicht

Absolute No-Gos sind für beide Rechtschreib- und Grammatikfehler. Standardtexte oder falsche Namen bei den Ansprechpersonen seien ebenfalls strikt zu vermeiden. "Der Mehrwert des Motivationsschreibens besteht darin, individuelle, persönliche Aspekte mit der ausgeschriebenen Stelle in Verbindung zu bringen", sagt Heidenreich-Pérez. Das funktioniere nicht mit "Copy & Paste". Da stimmt Axmann zu: "Besser eine schlüssige Erklärung der Motivation in drei Sätzen, als ein halber Roman mit allgemeinen Floskeln, damit zieht man die Aufmerksamkeit nicht auf sich."

Das Bewerbungsschreiben ist keine Verschriftlichung des Lebenslaufes – auch das vergessen einige Bewerberinnen und Bewerber. Führt man persönliche Stärken an, soll es nicht bei der Auflistung bleiben. Beispiel Teamfähigkeit: "Ich konnte dies und jenes schon durch meine Teamfähigkeit unter Beweis stellen." Wer so etwas schreibt, sollte es belegen können, damit nicht nur eine leere Worthülse stehen bleibt.

Gestaltung

Was die formalen Eigenschaften betrifft, ist Übersichtlichkeit wichtig. Die Grundregel lautet: Das Bewerbungsschreiben darf nicht länger als eine DIN-A4-Seite sein. "Wir wissen, dass Personalentscheider nur wenige Sekunden zum ersten Sichten einer Bewerbung verwenden. Informationen, die dabei nicht klar herausspringen, sind verloren", sagt Axmann. Die Gliederung als Brief verstehe sich von selbst, sagt Heidenreich-Pérez. Natürlich müsse auch ein roter Faden vorhanden sein, der ein stimmiges Bild liefert.

Ehrlich währt am längsten

Zurück zum Anfang. Wie ein Marktschreier sollte man sich bei Bewerbungsschreiben nicht fühlen. Wenn keine besondere Leidenschaft herrscht, muss man diese durch Floskeln auch nicht vortäuschen. In vielen Berufen reicht es Personalverantwortlichen auch aus, wenn man vernünftig anführt, was man schon gemacht hat und was man bieten kann. (red, 14.10.2016)