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Viele Köpfe, viele Meinungen. Die OECD macht auf Pisa und prüfte das ökonomische Wissen in der Bevölkerung.

Foto: Reuters / Tyrone Siu

Wien – Wirtschaft gilt gemeinhin nicht als brennendstes Thema im Alltagsleben des Normalbürgers. Doch wie sieht es konkret aus mit dem Allgemeinwissen? Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) hat genau dem in einer weitreichenden Erhebung auf den Zahn gefühlt. In einer Art Pisa-Studie für Wirtschaftsbildung wurde ab 2009 gemeinsam mit der INFE (International Gateway for Financial Education) ein Fragebogen beziehungsweise Wissenstest ausgearbeitet, der ständig erweitert wurde. Befragt wurden nun 18- bis 79-Jährige in 30 Staaten – von Afrika, Asien, Europa, Neuseeland bis Nord- und Südamerika. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf dreierlei: ökonomischem Know-how, persönlichem Umgang und wirtschaftlicher Zukunftsplanung.

Grundsätzlich erzielten die teilnehmenden OECD-Länder – teils deutlich – bessere Noten als der weltweite Durchschnitt. In der Einzelwertung der Kategorie wirtschaftliches Know-how ging Hongkong als Sieger hervor: Jeder Vierte von fünf Befragten konnte mindestens fünf der sieben gestellten Fragen richtig beantworten. Österreich liegt hier gleichauf mit Kanada, Belgien und den Niederlanden auf Platz acht – exakt im Durchschnitt der überprüften OECD-Staaten. Fasst man alle drei oben genannten untersuchten Punkte allerdings zusammen, ziehen Frankreich, Finnland, Norwegen und Kanada vor. Österreich belegt hier den neunten Rang.

Weit abgeschlagen hingegen Länder wie Albanien, Brasilien, Kroatien, Malaysia, die GUS-Staaten oder Thailand: Weniger als eine von zwei Personen konnten die richtigen Antworten geben. Allerdings bedeutet ein hohes Level an Allgemeinwissen nicht zwingend, dass es mit den Rechenkünsten ähnlich gut bestellt ist. So war mindestens einer von fünf Befragten abseits seines sonstigen Know-hows nicht imstande, seinen Kontostand zu berechnen, wenn die Zinsen um zwei Prozent steigen.

Männer vor Frauen

Auch das Geschlecht spielt eine Rolle. In 18 der teilnehmenden Länder lagen Männer vor den Frauen. Konkret erreichten 61 Prozent der Männer und 51 Prozent der Frauen (OECD: 69 Prozent der Männer, 56 Prozent Frauen) das Mindestergebnis. Abgefragt wurde zudem das Sparverhalten und wie die Personen mit ihrem Geld über die Runden kommen. Nur sechs von zehn Befragten (59 Prozent) bezeichneten sich als aktive Sparer. Während etwa in Ungarn nur 27 Prozent der Erwachsenen Geld zu Seite legten, waren es in Österreich 69 Prozent, getoppt nur von Norwegen mit 84 Prozent. An Geldknappheit litten in den letzten zwölf Monaten Personen aus Thailand (64 Prozent), Weißrussland (57 Prozent), Albanien (54 Prozent) und der Türkei (50 Prozent). Österreich befindet sich mit zwölf Prozent im positiven untersten Bereich. Das beste Auskommen hatten demnach die Belgier, Briten, Norweger, Ungarn – und einmal mehr Hongkong.

Die Studie soll den Ländern künftig erlauben, Vergleiche zu ziehen und Verbesserungslösungen zu finden. Denn Luft nach oben gibt es. So sind Planung beziehungsweise langfristige Ziele nicht überall ein vorrangiges Thema. Lediglich 32 Prozent in Polen hätten demnach ihre finanzielle Zukunft im Auge, weniger als die Hälfte waren es in der Gesamtheit der befragten Länder.

Unbeschwerte Junge

Die jüngste Gruppe, die 18- bis 19-Jährigen, erwies sich als relativ unbeschwert und planungsträge, ihr gegenüber steht die vorsichtigste Altersgruppe, die 30- bis 39-Jährigen. Bei der Eigeneinschätzung, was wirtschaftliches Wissen anbelangt, haben die Finnen die höchste Meinung von sich selbst: Als Einzige der untersuchten Personengruppe stufte sich hier die Mehrheit mit "sehr hoch" und nur eine verschwindende Minderheit mit "sehr niedrig" ein. Am bescheidensten sind die Polen. Kaum jemand wollte sich als wirtschaftlich kompetent bewerten, die Mehrheit sah sich lediglich "als Durchschnitt".

In Österreich herrscht dezentes Selbstbewusstsein: Zwar sieht sich eine Mehrheit mittelmäßig, ein stattliches Viertel jedoch als "ziemlich gut". Erstaunlich: Nicht einer der Befragten stufte sich mit der Höchstnote ein. (ch, 13.10.2016)