Marco Meilinger: "In Dänemark wird auf Physis Wert gelegt, da stehen ein paar ordentliche Riegel im Angriff."

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In seinem zweiten Bewerbsspiel für Aalborg trifft Meilinger zum entscheidenden 1:0 gegen den Randers FC.

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Meilinger am Cover des Superliga-Magazins. Rafael van der Vaart als Nebendarsteller.

Aalborg/Wien – Marco Meilinger hat ein Zimmer mit Aussicht. Von seiner Wohnung blickt der Salzburger auf die Nordjyske Arena, die Heimstätte des dänischen Erstligisten Aalborg BK. An Spieltagen bummelt der 25-Jährige gemeinsam mit den Fans zum Stadion: "Wir plaudern am Weg, dann gehe ich in die Kabine und sie auf die Tribüne." Der rechte Flügelspieler hat sich in Dänemark auf Anhieb als Stammkraft etabliert, nach zwölf Ligaspielen hält er als Topscorer seines Teams bei drei Toren und zwei Vorlagen: "Ich habe mich von Beginn an wohl gefühlt, hier macht mir das Fußballspielen Spaß."

Zuvor war die Freude am Spiel und auch das Selbstvertrauen ein wenig verloren gegangen. Bei der Wiener Austria kam Meilinger in der vergangenen Saison nur sporadisch zu Einsätzen, Trainer Thorsten Fink zog andere Spieler vor: "Blöd für mich, normal im Fußball." Umso gelegener sei das Interesse aus Dänemark gekommen. "Man hat sich um mich bemüht, Trainer Lars Söndergaard flog extra nach Wien, um mich von einem Wechsel zu überzeugen." Die dänische Superliga hatte Meilinger bis dahin kaum verfolgt, geschmeichelt vom Buhlen um seine Dienste und beeindruckt vom professionellen Auftritt des Vereins, fiel die Entscheidung pro Aalborg leicht: "Mein positiver Eindruck hat sich bei einem Besuch vor Ort bestätigt."

Alter Bekannter als Trainer

Trainer Söndergaard kennt man in Österreich gut. Der Däne werkte in der Bundesliga für Austria Salzburg, Austria Wien, den Grazer AK, Wacker Innsbruck und die Red Bull Amateure. "Wir kannten uns vom Grüßen", sagt Meilinger. Die besonnene Art hat sich Söndergaard erhalten. "Man kann immer mit ihm sprechen, die Kommunikation läuft sehr menschlich ab. Wenn es sein muss, kann er aber auch laut werden". Der Trainer variiert sein System zwischen einem 4-4-2 und einem 4-5-1, so oder so wird auf die Spielkultur höchster Wert gelegt. Die Außenverteidiger stehen hoch, Meilinger soll von der Flanke nach innen ziehen und mit seinem guten linken Fuß den Abschluss suchen: "Aalborg spielt einen gepflegten Fußball und will sich über Kombinationen nach vorne bewegen."

Die feine Klinge ist in der Superliga nicht unbedingt die Norm. "In Dänemark wird auf Physis Wert gelegt, da stehen ein paar ordentliche Riegel im Angriff." Die Kugel bedingungslos nach vorne zu dreschen, gilt vielen Vereine als übergeordnete Spielphilosophie. Aalborg hat das notwendige Gegengift, der Kombinationsfußball sollte sich in der Meisterschaft zunächst bewähren. Erst in der achten Runde riss mit einer 0:1-Heimniederlage vor 12.000 Zusehern gegen Bröndby IF der Faden. "Die Stimmung war top, leider haben wir verloren." Seither hat die Formkurve umgeschlagen, in den vergangenen fünf Spielen setzte es vier Niederlagen. "Ja, wir haben einen Hänger. Im Grunde wurde nichts verändert, ein bisschen ging aber das Glück verloren." So zum Beispiel im Match gegen SönderjyskE, Meilinger verschoss im Finish einen Elfmeter, in der Nachspielzeit ging die Begegnung 0:1 verloren.

Meisterschafts- und Abstiegsrunde

"Die Länderspielpause kam zur rechten Zeit, wir müssen uns jetzt analysieren und sortieren", sagt Meilinger. Aalborg ist nach zwölf Runden auf Tabellenplatz sechs abgerutscht. Eben jene Position ist von entscheidender Bedeutung. Nach 26 Spieltagen wird die Liga in Meisterschafts- und Abstiegsrunde aufgeteilt. Nur die ersten sechs Mannschaften kämpfen ab März um den Titel und die internationalen Plätze. Favorit bleibt Titelverteidiger und Champions-League-Starter FC Kopenhagen. Im August hatte Meilinger auswärts das Vergnügen, das Spiel endete 1:1. "Wir waren in der ersten Halbzeit stark, aber der Gegner ist routiniert. Ihr Spiel ist auf lange Bälle angelegt. Das ist auf Dauer schwer zu verteidigen, irgendwann kommt die Chance und dann scheppert es."

Noch reagieren die Fans des Aalborger Boldspilklub auf die sich mehrenden Niederlagen mit Geduld. Trotz der mit vier Meisterschaften und zwei Champions-League-Teilnahmen erfolgreichen Vereinshistorie gingen die Anhänger mit geringen Erwartungen in die Saison. "Man war eher überrascht, dass es nach einigen Abgängen und mit vielen jungen Spielern zunächst so gut lief. Bevor der Verein am Transfermarkt aktiv wird, sieht er sich zuerst im eigenen Nachwuchs um." In der Tat scheinen im 24-Mann-Kader lediglich fünf Legionäre auf, Amtssprache im Training ist dänisch. "Die wichtigsten Begriffe habe ich drauf, außerdem sprechen hier alle englisch. Bald werde ich aber mit einem Sprachkurs anfangen."

Ideale Temperaturen

Meilinger, der mit seiner Verlobten nach Aalborg umsiedelte, genießt neben dem Sport auch die dänische Lebensart. Das Essen sei vorzüglich und Blokhus, ein Badeort an der Nordseeküste, in einer halben Stunde erreichbar. Auch das Klima sei weniger rau, als man es ihm prophezeit hatte. "Seitdem ich hier lebe, hat es vier Mal geregnet. Die Temperaturen eignen sich perfekt zum Fußball spielen." In seine sportliche Zukunft blickt Meilinger entspannt, der Vertrag bei Aalborg läuft bis 2019. "Jeder Fußballer möchte den nächsten Schritt machen, aber jetzt muss ich mich einmal hier beweisen. Am Wochenende spielen wir auswärts gegen Midtjylland. Das wird hart genug." (Philip Bauer, 13.10.2016)