Berkeley – Seit die Gen-Editierungsmethode CRISPR/Cas9 vor fünf Jahren von den Forschern um Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna erstmals vorgestellt wurde, hat sie ihr Potenzial schon mehrfach unter Beweis gestellt. Im April dieses Jahres etwa konnte mit diesem Verfahren, bei dem Genabschnitte und sogar einzelne Basen ausgetauscht werden können, eine Alzheimer-auslösende Mutation beseitigt werden.

Nun ist es US-Wissenschaftern erneut gelungen, mit Hilfe der Genschere eine schwere genetische Erkrankung erfolgreich zu behandelt: die Sichelzellen-Anämie. Die entsprechende Mutation auf Chromosom 11 führt dazu, dass bestimmte Anteile des Hämoglobins fehlgebildet sind, was auch Formveränderungen der roten Blutkörperchen mit sich bringt. Die Betroffenen leiden an Schmerzen, Organschäden und Gefäßverstopfung. Bisher versprach nur eine riskante Knochenmarktransplantation eine Chance auf Heilung.

Korrektur in der Petrischale

Mit dem nun angewendeten Verfahren entfernte ein Team um Mark DeWitt von der University of California in Berkeley den krankmachenden Genabschnitt aus der Blutprobe eines Patienten und ersetzte ihn durch die korrekten Basenpaare. Sie konzentrierten sich dabei auf CD34+ Blutstammzellen, den Vorläuferzellen von roten Blutkörperchen. In der Petrischale funktionierte CRISPR/Cas9 einwandfrei: Die Erbinformation von 25 Prozent aller Zellen konnte damit korrigiert werden. Fehler bei der Genmanipulation traten laut DeWitt nur wenige auf.

Allerdings ist dies auf dem Weg zu einem geheilten Patienten erst die halbe Miete. Wichtig ist auch, dass sich die reparierten Zellen im Körper des Erkrankten vermehren und die mutierten Blutzellen ersetzen könnten. Um das zu testen, führten die Wissenschafter Versuche mit Mäusen durch, deren Immunabwehr unterdrückt wurde.

Erfolg im Tierversuch

Die Nager erhielten mit der Genschere editierte Blutstammzellen injiziert und wurden dann regelmäßig untersucht. Es zeigte sich, dass selbst 16 Wochen nach der Verabreichung immer noch manipulierte Zellen vorhanden waren – und zwar neun Mal mehr als bei bisherigen experimentellen Gentherapien. Um die Methode klinisch einsetzen zu können, stehen DeWitt und seinen Kollegen allerdings noch viel Arbeit bevor. Vor allem wollen die Forscher sicherstellen, dass das Verfahren auch sicher ist. (red, 13.10.2016)