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Im Krisenfall drohen binnen Tagen leere Regale im Lebensmittelhandel.

Foto: ENRIQUE MARCARIAN

Wien – Keine Ernte, keine fossilen Brennstoffe, totaler Stromausfall: Im Fall des Falles sind Krisenpläne gefragt. Österreichs Lebensmittelbranche ist damit jedoch nicht gesegnet. Das besagt eine Studie des Joanneum Research. Die Forscher des Grazer Instituts befragten dazu mit der Agrarmarkt Austria 165 Betriebe rund um die Lebensmittelversorgung.

Ihre Bilanz: Um für ernste Krisen wirklich gerüstet zu sein, fehlten ausreichend präventive Maßnahmen. Die Lagerbestände seien gering. Auch Privathaushalte hätten kaum Vorräte gebunkert. Nur 26 Prozent der Unternehmen sicherten sich mit Notstromversorgung ab, die Normalbetrieb garantiert. Über 40 Prozent aller Betriebe, die Erdölprodukte benötigen, könnten ihre Transporte maximal ein, zwei Tage lang aufrechterhalten. Die Lager des Handels seien in der Regel ebenso rasch geleert.

Nicht auf Blackout vorbereitet

Kommt es etwa zu einem Blackout, erwische dieses auch die Österreicher völlig unvorbereitet. So verfügten mehr als drei Millionen Menschen schon nach drei Tagen über keine verwertbaren Lebensmittel mehr. Knapp werden würde es vor allem in Städten.

Josef Domschitz, Vizechef des Verbands der Lebensmittelindustrie, übt an der Studie scharfe Kritik. Er hält sie für nicht repräsentativ, weil dabei nur wenige große Unternehmen eingebunden worden seien, sagt er dem STANDARD.

Große können reagieren

Domschitz relativiert auch die Bedrohung durch Ernteausfälle. Letztlich würde hier die EU Österreich marktregulierend zur Seite stehen. Unsinn sei auch, dass die Industrie zulasten der Sicherheit bei den Notstromaggregaten spare. "Große Unternehmen können auf Ausfälle sehr wohl reagieren." Sie hielten alle Vorschriften ein.

Schlicht unmöglich sei es aber, Lagerkapazitäten in Industrie und Handel stark auszubauen. Das sei realitätsfern. "Wer sollte das zahlen?" Und was passiere mit all den Lebensmitteln, die im großen Stil verderben?"

Für weit wichtiger, als mit dem Finger auf die Lebensmittelbranche zu zeigen, hält Domschitz, sich für den Fall einer Krise mit der Exekutive und dem Bundesheer auseinanderzusetzen. (vk, 13.10.2016)