Genf – Schweizer empfinden den Duft von Schokolade anders als Nicht-Schweizer. Zumindest, wenn es nach einer aktuellen Studie von Forschern der Uni Genf und der New York University geht. Wie sie in "Scientific Reports" berichten, beeinflusst die soziale Identität – also die Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe – unseren Geruchssinn.

Zu welchen Gruppen wir uns zugehörig fühlen beeinflusst, wie wir die Welt wahrnehmen, so eine Theorie der Sozialpsychologie. Obwohl es schon länger Hinweise darauf gibt, dass sich Kultur auf das Empfinden von Gerüchen auswirkt, war die Rolle der sogenannten "sozialen Identität" für unseren Geruchssinn noch wenig erforscht, heißt es in einer Mitteilung der Uni Genf.

Schnüffel-Skala

Forschende um Geraldine Coppin haben diesen Effekt nun am Beispiel der Schweizer Identität und ihres Einflusses auf das Empfinden von Schokolade-Duft erforscht. Sie konfrontierten dafür 25 Schweizer und 25 Nicht-Schweizer Studierende mit zwei Düften – dem von Schokolade und als Kontrolle dem von süßem Popcorn, der keinen Bezug zur Schweizer Identität hat. Die Probanden sollten bei jedem "Schnüffeln" auf einer Skala von eins bis zehn bewerten, wie angenehm, vertraut und intensiv sie die Düfte empfanden.

In einer zweiten Phase ging es um die Schweizer Identität: Beispielsweise mussten die Teilnehmer Dinge auflisten, die sie mit der Schweiz assoziieren, sowie positive und negative Eigenschaften von Eidgenossen. Nach diesen Tests sollten sie noch einmal die beiden Düfte bewerten. Außerdem bekamen sie die beiden Gerüche zu gleichen Teilen gemischt vorgesetzt und sollten angeben, ob der gemischte Duft eher Popcorn oder eher Schokolade ähnele.

Wirksam gegen Gewöhnungseffekt

Das Ergebnis: Die Schweizer Probanden bewerteten im Vergleich zu den anderen Teilnehmern den Schokolade-Duft als intensiver als die Nicht-Schweizer, auch wenn beide Gruppen mit den Tests auf das Bewusstsein um Schweizer Identität sensibilisiert waren. Den Geruch des Popcorns bewerteten sie hingegen gleich.

Das Verstärken der sozialen Identität der Schweizer durch Beschäftigung mit dem Thema wirkte sogar dem Phänomen entgegen, dass die Wahrnehmung der Intensität eines Duftes mit der Zeit abnimmt, weil sich die Nase daran gewöhnt. Das zeige, dass man das Geruchsempfinden beeinflussen könne, indem man die soziale Identität stärke, so die Coppin. (APA, 13.10.2016)