Yangon – Nach neuen ethnischen Unruhen sind im Westen Myanmars tausende Menschen auf der Flucht. Zahlreiche Familien flohen am Freitag zu Fuß aus der Stadt Maungdaw im von der muslimischen Minderheit der Rohingya bewohnten Staat Rakhine, wo sich bewaffnete Kämpfer und Soldaten seit Tagen heftige Gefechte liefern.

Rund 180 Menschen wurden mit Hubschraubern aus der umkämpften Region in Sicherheit gebracht, hunderte Regierungsbeamte retteten sich in die Provinzhauptstadt Sittwe.

Hartes Durchgreifen

Das Militär durchstreift die Region an der Grenze zu Bangladesch seit Sonntag, nachdem bei koordinierten Angriffen auf Grenzposten neun Polizisten getötet worden waren. Wie die staatlichen Medien des südostasiatischen Landes berichteten, töteten die Sicherheitskräfte dabei bisher 26 Menschen. Bei Zusammenstößen starben zudem vier Soldaten.

Nach Angaben von Augenzeugen nutzt das Militär die Fahndung nach den Verantwortlichen für die Angriffe als Vorwand für ein hartes Durchgreifen gegen die muslimischen Bewohner von Rakhine. Soldaten schossen demnach auf offener Straße auf unbewaffnete Zivilisten. Das Militär gibt dagegen an, sich gegen bewaffnete Kämpfer zur Wehr setzen zu müssen. Es wirft den "Terroristen" zudem vor, mehrere Dörfer in Brand gesteckt zu haben.

Gewaltwelle

Myanmar ist mehrheitlich buddhistisch. Nationalistische Buddhisten sprechen den muslimischen Rohingya das Recht auf Staatsbürgerschaft ab und bezeichnen sie als illegale Einwanderer aus dem benachbarten Bangladesch. 2012 war Rakhine von einer Gewaltwelle erfasst worden, in deren Verlauf mehr als hundert Menschen getötet und zehntausende Rohingya in die Flucht getrieben wurden.

Myanmar wurde jahrzehntelang von einer Militärjunta beherrscht und von westlichen Regierungen mit Sanktionen belegt. Ab 2010 leitete die Junta jedoch einen demokratischen Übergang ein. Im November 2015 fanden die ersten freien Parlamentswahlen statt, aus denen die Nationale Liga für Demokratie (NLD) von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi als Siegerin hervorging. Für die Rohingya brachte der Übergang keine Besserung ihrer Lage. (APA, 14.10.2016)