Philippa Beck, nunmehr Gattin von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, im Hintergrund rechts FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl.

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Gefühlt heiratet der Führer der ostmärkischen Windmacher jedes Mal, wenn eine Wahl bevorsteht. Aber diesmal war es besonders arg. Strache heiratet seine Liebe, titelte "Österreich" seinen Bericht von der Geheim-Hochzeit in Wachau. "Es wird doch diesmal nicht den Kickl getroffen haben!", durchfuhr es einen eiskalt. Oder den Hofer? Das wäre doch irgendwie gegen die Parteilinie. Aber nein, einfallslos, wie er nun einmal ist, war es wieder eine Frau.

Die Lieben des FPÖ-Parteichefs

"Österreich" hat die Lieben des FPÖ-Parteichefs, soweit sie sich im Laufe der diversen Wahlkampagnen angesammelt haben, mit Namen und Fotos aufgeführt. Mit einer hat er zwei Kinder, die Liaison mit einer anderen – als ob ein deutscher Mann einer Liaison dauerhaft fähig wäre – dauerte nur wenige Monate, und mit einer dritten war er mehrere Jahre ein Paar.

Die Einfallslosigkeit schlug sich auch auf seinen Habit durch. Trat er zu früheren Versehgängen – denn um Versehen handelte es sich doch – noch in Dunkel mit weißer Hemdbrust an, war diesmal Almdudler angesagt: HC Strache in kurzer Lederhose – Philippa in bodenlangem Trachten-Spitzen-Kleid. Das zeigt der Welt: Bei dieser Wahl wird es knapp.

Es war viel Security geladen, "Österreich" zur maßlosen Empörung Wolfgang Fellners nicht. Unverständlich sei das Kasperltheater, das HC Strache um seine Hochzeit aufgeführt hat. Er sei ein armer Hund – verfolgt von Hasspostings, Irren, Extremisten und eben Fellner. Wenn einer ungestört feiern will, dann darf man halt zu so einer Zeremonie nicht die ganze FPÖ-Prominenz einladen, und "Österreich" nicht. Und dann darf man auch nicht Kanzler werden wollen, dann sollte man Zahntechniker bleiben. Ja.

So gesehen hätte er auch Kickl heiraten können

Und ohne ein Strache-Posting über seine Hochzeit geht es nicht. Wer liebt, kann ohne den anderen nicht mehr sein. Und sich das gegenseitige Ja-Wort zu geben, zeigt der ganzen Welt, dass man bedingungslos zueinander steht. So gesehen hätte er auch Kickl heiraten können.

Aber nicht, wenn es nach der neuen Sammlung freiheitlicher Gedanken geht, die kürzlich unter dem Titel Für ein freies Österreich erschienen sind. Dort wird Straches neue Ehe unter dem Gesichtswinkel Brutpflegetrieb so beleuchtet: Die von feministischem Dekonstruktionsehrgeiz zur selbstverwirklichungsverpflichteten Geburtsscheinmutter umdefinierte Frau sehnt sich unverändert nach einem ganzen Kerl, der ihr alle die emotionalen und ökonomischen Sicherheiten gibt, die eine junge Mutter braucht, um sich mit weitgehend sorgloser Hingabe dem Nachwuchs zuwenden zu können. Ein solcher Kerl wäre an Kickl zweifellos verschwendet.

Die Wissenschaft entdeckt das Unsichtbare

Doch auch sonst ist einiges los in der Welt. Neulich wollte unbedingt ein Mathematiker durch das Gebet in Beziehung zu Gott treten, kurz darauf beantwortet ein Mediziner in der "Kronen Zeitung", warum es Schutzengel gibt. Dies geschieht in dem neuen Buch von Univ.-Prof. DDr. Johannes Huber "Es existiert. Die Wissenschaft entdeckt das Unsichtbare".

Nun ist die Entdeckung der Atome und einiger ihrer unsichtbaren Bestandteile nichts Neues, aber es ist offenbar an der Zeit, dem Ganzen wieder einmal einen heiligmäßigen Drall zu verleihen. Und wer brächte dafür bessere Voraussetzungen mit als Johannes Huber, Mediziner und Theologe. Die "Wiener Zeitung" gab sich in einem ganzseitigen Beitrag noch mit Hubers Entdeckung des Nervus vagus als "Missing Link zwischen Körper und Seele" zufrieden, und wollte noch glauben: Es scheinen also Dinge zu existieren, die wir (noch) nicht verstehen. Sei es etwa auch das Gefühl einen Schutzengel zu haben – wenn wir zu einem bestimmten Zeitpunkt den Flug verpassen.

Das Photon, das ihn leitete, trug den Namen Michael Jeannee

Die "Krone" aber kennt kein Halten. Photonen sind reine Energie. Sie machen für uns das Licht sichtbar, saugt sie aus Huber. Wie Engel sind sie ein Teil der Ewigkeit, sie erleuchten unseren Weg, bringen uns Information. Engel sind Boten himmlischer Herkunft. Wo Huber noch halb verschämt bremst – Die Quantenphysik kann uns die Existenz von Lichtgestalten nicht belegen. Aber sie für möglich zu halten ist methodisch richtig -, ist sich die "Krone" gewiss: Es gibt eben mehr als das, was für die Augen sichtbar ist. Es existiert. "Die Evolution steht vor einem Sprung, der alles verändern wird", so Huber. Da kennt er die "Krone" schlecht.

Derselbe Huber betätigte sich in einem Leserbrief in derselben Nummer der "Krone" als Schutzengel für die Direktorin des Belvedere und attackierte Minister Drozda. Das Photon, das ihn dabei leitete, trug den Namen Michael Jeannée. (Günter Traxler, 16.10.2016)