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Ab 21. Oktober kann man die päpstliche Sommerresidenz besichtigen.

Foto: AP/Alessandra Tarantino

Immobilienmakler würden von einer Toplage sprechen: Das Castel Gandolfo sitzt in 426 Metern Höhe auf dem Kraterrand eines erloschenen Vulkans. Fast senkrecht unter dem Schloss schimmert im Krater tiefblau der Albaner See, im Südwesten glitzert das Mittelmeer und in Richtung Nordwesten ist in 25 Kilometern Entfernung die Kuppel des Petersdoms zu erkennen. Die päpstliche Sommerresidenz verfügt über einen großen Park, einen überdachten Pool, eine Sternwarte und ein Gehöft. Alles in allem erstreckt sich die Schlossanlage über 55 Hektar – sie ist damit größer als der Vatikan selber.

Aber Papst Franziskus mag keine Schlösser. Das weiß man seit seiner Wahl im März 2013, als er sich weigerte, in den Apostolischen Palast am Petersplatz zu ziehen, um stattdessen im vatikanischen Pilgerheim Santa Marta zu bleiben, wo er schon während des Konklaves zusammen mit den anderen Kardinälen gewohnt hatte. Auch die päpstliche Sommerresidenz in Castel Gandolfo verschmähte Franziskus: Er hat kein einziges Mal dort Ferien gemacht, sondern ist auch im Sommer immer im stickigen Rom geblieben.

Schlafzimmer mit Meerblick

Der Entscheid, die Sommerresidenz ganz aufzugeben, ist daher nur konsequent. Das Schloss soll nun zum Museum und ab dem 21. Oktober der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, berichteten italienische Medien. Fast alle päpstlichen Gemächer sollen dem Publikum geöffnet werden, unter anderem die Bibliothek, das Studierzimmer oder das Schlafzimmer mit Meerblick, wo sich fast alle Päpste der vergangenen 400 Jahre erholt hatten.

Die erste Palastanlage in Castel Gandolfo war bereits vom römischen Kaiser Domitian (81–96 n. Chr.) erbaut worden – von hier aus soll er die blutige Verfolgung der Christen angeordnet haben. Um 1200 baute die Genueser Adelsfamilie Gandolfo an gleicher Stelle ein "castello" – und gab so dem Ort seinen Namen. Seit 1596 ist die Residenz in vatikanischem Besitz; Papst Urban VIII. (1623–1649) war der erste Pontifex, der in dem Schloss seine Ferien verbrachte. Nach der Eroberung Roms und des Kirchenstaats durch italienische Truppen 1870 fiel das Schloss vorübergehend in einen Dornröschenschlaf – erst Benito Mussolini sicherte dem Vatikan 1929 den Sommersitz dauerhaft als extraterritoriales vatikanisches Gebiet.

Ort der Zuflucht

Im August 1939 appellierte der damalige Papst Pius XII. an die Großmächte, den drohenden Weltkrieg zu vermeiden. Die Mahnungen verhallten ungehört, und wenige Jahre später erreichte der Krieg auch Castel Gandolfo: Pius XII. verwandelte das Schloss im Frühjahr 1944 in ein Lager für die Bewohner der umliegenden Orte, die vor den Bombenangriffen der Alliierten Schutz suchten.

Das päpstliche Schlafgemach wurde dabei in einen Gebärsaal umfunktioniert: Rund vierzig Kinder sind in diesen dramatischen Wochen dort zur Welt gekommen. Die Kinder wurden "Bambini del Papa" ("Kinder des Papstes") genannt; viele Mütter tauften sie aus Dankbarkeit auf den Papstnamen Pius (Pio) oder auf dessen bürgerlichen Namen Eugenio. (Dominik Straub aus Rom, 14.10.2016)