Boris Johnson war nicht immer der entschiedene EU-Gegner, als der er sich vor dem entscheidenden Referendum profilierte.

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London – Der britische Außenminister und Brexit-Vorkämpfer Boris Johnson hat sich nur wenige Tage vor seinem Wechsel in das Lager der EU-Gegner im Februar für den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union stark gemacht. Die "Sunday Times" veröffentlichte am Sonntag Johnsons damaliges Plädoyer, in dem dieser Großbritanniens EU-Mitgliedschaft als "Segen für Europa und die Welt" bezeichnet.

Ein Brexit könne zu einem "Wirtschaftsschock" und zum "Auseinanderbrechen" Großbritanniens führen, hieß es damals in Johnsons Text, der aber schließlich nicht veröffentlicht wurde. Der ehemalige Londoner Bürgermeister fügte hinzu: "Stellen Sie sich die Frage: Wollen sie wirklich, dass das Vereinigte Königreich die EU verlässt?"

Späte Entscheidung

Zwei Tage, nachdem er diese Fürsprache für den Verbleib in der EU verfasste, unterrichtete er seinen konservativen Parteifreund und damaligen Premierminister David Cameron, dass er sich den Brexit-Befürwortern anschließe.

Der "Sunday Times" zufolge verfasste Johnson den Beitrag als eine Art Selbstverständigung. Etwa zur gleichen Zeit schrieb er dann einen Text für den Brexit, den der "Daily Telegraph" im März veröffentlichte. Johnsons Sinneswandel gilt als Wendepunkt in der Kampagne für den Volksentscheid, bei dem am 23. Juni 52 Prozent der Teilnehmer für den Ausstieg Großbritanniens aus der EU stimmten. (APA, 16.10.2016)