Istanbul – Im türkischen Gaziantep haben sich am Sonntag mehrere mutmaßliche Selbstmordattentäter während einer Polizeirazzia in die Luft gesprengt. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu starben während der Razzia auch drei Polizisten – ob sie durch die Sprengsätze getötet wurden, war zunächst unklar.

Laut dem Gouverneur der an Syrien grenzenden gleichnamigen Provinz, Ali Yerlikaya, richtete sich der Polizeieinsatz gegen eine mutmaßliche radikalislamische "Schläferzelle".

Laut Anadolu sprengten sich die Männer während der Razzia in einem beliebten Studentenviertel der Stadt in die Luft – offenbar, um einer Festnahme zu entgehen. Acht weitere Menschen wurden verletzt, unter ihren vier Syrer. Augenzeugen berichteten dem Sender NTV von Schüssen und Kämpfen in dem Stadtteil.

Die türkischen Behörden hätten erfahren, dass ein "Selbstmordanschlag" auf eine Vereinigung der Aleviten, einer islamischen Minderheit in der Türkei, geplant sei, berichtete der Gouverneur. Bei ihren Ermittlungen seien die Behörden dann auf die Schläferzelle gestoßen.

Laut Anadolu könnten die Männer Verbindungen zur Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) haben. Auf einem von der Nachrichtenagentur Dogan veröffentlichten Video sind mehrere Verdächtige zu sehen, wie sie an den Händen gefesselt in ein Polizeifahrzeug steigen. Während der Razzia beschlagnahmte die Polizei demnach auch mehrere Computer und Festplatten.

Der IS hat schon mehrfach Anschläge in der Grenzstadt Gaziantep verübt. Zuletzt waren im August bei einem Selbstmordattentat auf eine kurdische Hochzeit fast 60 Menschen getötet worden. Der Attentäter hatte nach Angaben Ankaras ebenfalls Verbindungen zum IS.

Die Türkei unterstützt Rebellengruppen in Syrien im Kampf gegen den IS. Kurz vor der Razzia in Gaziantep hatten die Rebellen mit Unterstützung türkischer Kampfjets und Artillerie die Stadt Dabik aus den Händen des IS zurückerobert. (APA, 16.10.2016)