Bremen – Als das Fußballmärchen des Ousman Manneh wahr geworden war, küsste der aus Gambia geflüchtete Stürmer voller Inbrunst den Rasen des Weserstadions und rang mit den Freudentränen. "Das ist der größte Moment meines Lebens", sagte der 19-Jährige euphorisch nach seinem ersten Bundesligator, das den 2:1-(1:1-)Sieg von Werder Bremen gegen Bayer Leverkusen besiegelt hatte.
Über seine abenteuerliche Flucht aus der Heimat in die Hansestadt mag Manneh nach wie vor nicht detailliert berichten, darüber, auf welch verschlungenen Wegen er im Frühjahr 2014 nach Bremen gekommen ist. Auch der neue Chefcoach Alexander Nouri, der Manneh schon aus seiner Trainerzeit bei Werder II in der dritten Liga kennt, will keine Einzelheiten preisgeben, nur so viel: "Es ist eine tiefgreifende, berührende Geschichte."
"Ich wollte immer nur Fußball spielen"
Manneh fühlte sich schon vor seine Erstligadebüt wie im Paradies: "Ich wollte immer nur Fußball spielen und am liebsten natürlich vor 40.000 Fans im Weserstadion."
Nach 15 Treffern in einer Halbsaison beim Bremer Oberligisten Blumenthaler SV hatten 2015 auch Schalke 04, der VfL Wolfsburg und der Hamburger SV die Fühler nach ihm ausgestreckt. Doch Manneh entschied sich dafür, im kleinsten deutschen Bundesland zu bleiben, denn: "Ich mag die Stadt und habe hier Freunde gefunden, die mir helfen können. Warum soll ich weggehen?"
"Plädoyer, einfach den Menschen zu sehen"
Nouri sieht bei der Erfolgsgeschichte weit mehr als nur die sportlichen Aspekte. "Ja, ich denke, es ist für unsere heutige Gesellschaft ein Plädoyer, einfach den Menschen zu sehen, egal woher oder welcher Konfession angehörig", sagte der 37-Jährige im Interview mit Sky: "Dass man immer den Mensch dahinter sieht und dadurch einfach eher die Chancen und weniger die Ängste und Skepsis."
"Er wusste eigentlich vom ersten Tag an genau, was er wollte, und war von der Einstellung her sehr professionell. Hart arbeitend, fleißig und immer offen für Kritik", so Nouri. "Er hat die erste Saison zum Reinkommen gebraucht, hat aber auch an den Themen, die wir ihm immer wieder gesagt haben, wirklich sehr, sehr hart gearbeitet und erntet jetzt die Früchte." (sid, 17.10.2016)