Wien – Immer mehr Menschen erkranken und sterben an einem Pankreaskarzinom. Prognosen zufolge könnte der Bauchspeicheldrüsenkrebs im Jahr 2017 in Europa bereits häufiger als das Mammakarzinom diagnostiziert werden, hieß es am Dienstag bei der Europäischen Gastroenterologie-Woche in Wien, die noch bis bis 19. Oktober stattfindet.

An dem Kongress im Austria Center Vienna, der sich mit allen Aspekten der Erkrankungen des Verdauungsapparates, der Leber und der Bauchspeicheldrüse beschäftigt, nehmen rund 9.000 Experten teil. Eines der Themen ist das Pankreaskarzinom, das gemeinsam mit dem Lungenkarzinom zu den am schlechtesten behandelbaren Krebsleiden zählt.

"Bei Dickarmkrebs lag die Fünf-Jahres-Überlebensrate zwischen 2008 und 2012 bei 70 Prozent. Beim Bauchspeicheldrüsenkarzinom waren es nur sieben Prozent", erklärte Femme Harinck vom Erasmus Medical Center in Rotterdam (Niederlande). Die Chancen der Patienten hätten sich innerhalb von zehn Jahren kaum verbessert. "Mehr als 80 Prozent der Erkrankungen werden im erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt, da die Symptome erst spät auftreten."

Erkrankungen nehmen zu

Die Entwicklung der Erkrankungszahlen ist besorgniserregend. Nuria Malatas vom Spanischen Krebsforschungszentrum sagte: "In den USA dürfte Häufigkeit der Pankreaskarzinome von 40 pro 100.000 Einwohner im Jahr 2010 auf 70 je 100.000 Menschen im Jahr 2030 zunehmen." Die Sterblichkeit durch diese Erkrankung wird dann unter den Tumorleiden nur noch vom Lungenkarzinom übertroffen werden.

Bereits kommendes Jahr könnte es in Europa mehr neu diagnostizierte Fälle von Bauchspeicheldrüsenkrebs geben als Mammakarzinom-Fälle, deren Zahl mit etwa 90.000 stabil bleiben dürfte. 2001 wurden in der EU rund 60.000 Pankreaskarzinomerkrankungen diagnostiziert, für 2017 geht die Prognose von rund 100.000 Betroffenen aus.

Suche nach Markern

Die Ursachen dafür sind unbekannt. "Chronische lokale Entzündungen dürften zu einem höheren Risiko führen", so die Expertin. Der Verdacht fällt auch auf chronische Zahnfleischentzündungen und die daran beteiligten Bakterien. Ein Mix aus Diabetes, Adipositas, Bluthochdruck und Tabakkonsum scheint ebenfalls gefährlich zu sein. "Andererseits haben Menschen mit Heuschnupfen oder Asthma ein geringeres Risiko", sagte Nuria Malats. Ähnliches werde bei den ganzen Körper betreffenden Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel bei chronischer Polyarthritis (Gelenksrheuma) beobachtet.

Gute Screeningprogramme gibt es noch nicht. Am ehesten könnten sie mit bildgebender Diagnostik bei Menschen Erfolg haben, in deren Familien gehäuft Pankreaskarzinome diagnostiziert worden sind. Das sind aber nur rund sieben Prozent der Fälle. Außerdem müssten auch in dieser Gruppe erst Marker gefunden werden, die Personen mit einem erhöhten Risiko identifizieren. (APA, 18.10.2016)