Beachtlich: Sassuolo bezwang zum Auftakt der Gruppenphase Bilbao mit 3:0.

Sassuolo/Wien/Reggio Emilia – Während sich die Austria am Donnerstag in der Europa League bei der AS Roma mit einem absoluten italienischen Topclub misst, bekommt es Fußball-Rekordmeister Rapid im Allianz Stadion mit einem Europacup-Neuling zu tun. Sassuolo Calcio ist international ein völlig unbeschriebenes Blatt, bestreitet gegen die Wiener die erst siebente Europacuppartie. Der Club hat einen rasanten Aufstieg hinter sich.

2005 spielte Sassuolo noch in der vierten Liga. 2006 glückte der Vorstoß in die dritte Liga, 2008 folgte der Aufstieg in die Serie B. Dort wurde am 18. Mai 2013 der Meistertitel fixiert und damit die Fahrkarte für das italienische Oberhaus gelöst. Ein besonderer Erfolg für eine Kleinstadt mit rund 40.000 Einwohnern.

Nur nach oben

Die Entwicklung des Clubs ging aber auch in der Serie A – sowohl was die Platzierung als auch die Punkte betrifft – stetig weiter. Nach einer von Abstiegssorgen geplagten Premierensaison, die 2014 zwei Zähler über dem Strich auf Rang 17 (34 Punkte) endete, folgten die Plätze zwölf (2015/49) und sechs (2016/61). Die sensationelle Europacup-Teilnahme war fixiert.

"Ich hatte so viele Mitspieler und Trainer, habe so viele Situationen erlebt, gute und schlechte. Ich könnte ein ganzes Buch darüber schreiben", sagte Kapitän Francesco Magnanelli. Der Club, für den er seit 2005 tätig ist, sei stetig gewachsen. "Wir haben versucht uns Jahr für Jahr zu verbessern und haben Unglaubliches erreicht. Unser Erfolg wurde als Wunder bezeichnet, weil Sassuolo eine kleine Stadt ohne Fußball-Geschichte ist, aber ich weiß, dass sehr viel Arbeit dahinter steckt", schilderte der 31-jährige defensive Mittelfeldspieler. Über die Jahre habe es der Verein geschafft die richtigen Leute und Trainer zu finden.

Einer davon ist der aktuell verantwortliche Eusebio di Francesco. Der 47-Jährige hat seit Sommer 2012 bei Sassuolo die Zügel in der Hand, führte den Club gleich in seiner ersten Saison ins Oberhaus. Der Ex-Kicker wurde zwar Ende Jänner 2014 nach dem Rückfall in die Abstiegszone durch Alberto Malesani ersetzt, allerdings Anfang März schon wieder eingestellt. Ein Vorgehen, das in Italien aufgrund der Trainerbestimmungen üblich ist.

Di Francesco, der "der Architekt des Erfolgs"

Der Erfolg Sassuolos ist also eng mit dem Namen Di Francesco verbunden. Der ehemalige Mittelfeldspieler war während seiner aktiven Karriere 252 Mal in der Serie A im Einsatz, darunter zwischen 1997 und 2001 für die AS Roma samt Meistertitel 2001. Von 1997 bis 1999 war er Mitspieler von Ex-ÖFB-Teamgoalie Michael Konsel, der Di Francesco am Mittwoch beim Abschlusstraining in Wien besuchen wird.

Dabei wird er lobende Worte für den zwölffachen italienischen Teamspieler, der ein Verfechter eines proaktiven und offensiven Spielstils ist, parat haben. "Dass sie es in Italien geschafft haben, in den Europacup zu kommen und in der Liga gut mitzuspielen, ist beachtlich", sagte der 54-jährige Sky-Experte. Di Francesco ist auch für Magnanelli "der Architekt des Erfolgs". Der Ex-Kicker habe nicht nur die Mannschaft geformt, sondern schrittweise immer wieder jungen Spielern die Chance gegeben, sich zu integrieren. "Das zeichnet ihn aus", so Magnanelli.

Sassuolo hat aktuell etwa mit dem Spanier Pol Lirola (19/Rechtsverteidiger), den Italienern Lorenzo Pellegrini (20/Mittelfeld), Luca Mazzitelli (20/Mittelfeld), Stefano Sensi (21/Mittelfeld), Federico Ricci (22/Angriff) oder dem am Knie verletzten Club-Rekordtorschützen und als heißeste Aktie geltenden Domenico Berardi (22/Angriff) einen großen Pool an talentierten Nachwuchs-Teamspielern in den eigenen Reihen.

"Wir haben vielleicht die beste Gruppe an jungen Spielern in Italien", meinte Magnanelli. Er ist neben Stürmer Alessandro Matri (32) oder dem in der Abwehr tätigen Fabio-Cannavaro-Bruder Paolo (35) einer der Routiniers, die den Jungen in ihrer Entwicklung helfen. Nach acht Runden ist Sassuolo, das die Heimspiele im 21.584 Zuschauer fassenden Mapei Stadium in Reggio Emilia austrägt, mit je vier Siegen und Niederlagen sowie zwölf Punkten Liga-Zehnter.

Möglich gemacht wurde der rasante Aufstieg des Clubs auch durch einen finanzkräftigen Sponsor. 2002 stieg Giorgio Squinzi als Hauptsponsor ein, 2003 wurde der Verein vom Besitzer des Mapei-Konzerns übernommen. Mapei wurde im Jahr 1937 in Mailand gegründet und ist heute weltweit führend in der Herstellung von Klebstoffen, Abdichtungen und chemischen Produkten für das Baugewerbe. Zum Konzern gehören 81 Tochtergesellschaften mit 70 Werken. Die Gruppe ist in mehr als 32 Ländern auf allen Kontinenten aktiv, darunter auch in Österreich. (APA, 18.10.2016)