Zum Abschied werden gerne Glocken geläutet. Die Swans sind diesbezüglich gerüstet. Schließlich beschäftigen sie Thor Harris am Glockenspiel, wobei das seine ungleich heftiger scheppert als das Kinderinstrument. Bei bestehender Trommelfellverweichlichung konnte man sich bei früheren Konzerten der US-Band bereits nach fünf Minuten einen Tinnitus einfangen. Da war der Rest der Band noch gar nicht auf der Bühne.

Die Swans gelten ob ihres brutalen, der Industrial Music zuzurechnenden Frühwerks zu den wichtigsten Bilderstürmen ihrer Zeit. Mit brutalen Galeerenrhythmen und gebrüllten Gstanzln über Mord und Totschlag erschreckten sie große und kleine Kinder, bevor Michael Gira dieselben Inhalte in düstere Folkmusik überführte, bis es hieß: Swans Are Dead.

Nach langen Jahren Pause reformierte Gira (62) die Band 2010. Seit damals hat sie vier Alben veröffentlicht, das jüngste The Glowing Man heuer im Juni. Dabei machte Gira bekannt, dass es das letzte in dieser Besetzung sei. Die Auftritte am Samstag in der Wiener Arena und am Sonntag im Grazer Orpheum sind also Teil einer Art Abschiedstour. Melancholie ist seitens der Bühne nicht zu erwarten, viel eher noch einmal kompromisslose Härte in Wort und Musik, Songs, die gerne einmal eine halbe Stunde dauern, bis Gira mit ihrer Wirkung zufrieden ist. Live immer ein Erlebnis – und hoffentlich nicht zum letzten Mal zu sehen. Das Vorprogramm bestreitet Anna von Hausswolff. (flu, 19.10.2016)