Frankfurt am Main – Die Menschen in Deutschland häufen ungeachtet der Niedrigzinsen immer größere Geldvermögen an. Auf den Rekordwert von 5,4 Billionen Euro summierte sich das Vermögen privater Haushalte in Form von Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen sowie Ansprüchen gegenüber Versicherungen Ende des zweiten Quartals, wie die Bundesbank am Mittwoch in Frankfurt mitteilte.

Der Anstieg um 44 Mrd. Euro oder 0,8 Prozent im Vergleich zum ersten Vierteljahr lag den Angaben zufolge im langjährigen Durchschnitt, obwohl die Börsenflaute für leichte Bewertungsverluste von knapp 4 Mrd. Euro insbesondere bei Aktien sorgte. Betroffen waren davon vor allem Papiere aus dem Inland. Börsennotierte Aktien aus dem Ausland sowie Anteile von Investmentfonds verzeichneten dagegen Bewertungsgewinne.

Dank des robusten Arbeitsmarktes und steigender Reallöhne konnten viele Menschen auch mehr auf die hohe Kante legen. Die eher als börsenscheu geltenden Deutschen stecken inzwischen generell mehr Geld in Aktien oder Investmentfonds. "Zur anhaltenden Präferenz für liquide und risikoarme Anlagen kam – wie bereits in den Vorquartalen – auch ein merkliches Engagement in Aktien und Anteilen an Investmentfonds hinzu", erklärte die deutsche Bundesbank. Dies deute auf ein steigendes Renditebewusstsein hin.

Aktionärsvertreter wiesen allerdings darauf hin, dass gerade einmal knapp 15 Prozent des gesamten Geldvermögens in Aktien oder Aktienfonds investiert seien. Das Gros der Bundesbürger verharre weiter in der Falle der Niedrigzinsen, sagte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Beliebt waren im zweiten Quartal vor allem Renten- und Immobilienfonds. In Aktien investierten die deutschen Bürger dagegen etwas weniger als in den Vorquartalen. Unter dem Strich steckten sie 5 Mrd. Euro in Aktien und sonstige Anteilsrechte vor allem von inländischen börsennotierten Unternehmen.

Der Großteil des Geldes floss allerdings weiterhin in Bargeld und Bankguthaben (25 Mrd. Euro) sowie in als sicher eingeschätzte Versicherungen und Pensionseinrichtungen (18 Mrd. Euro). Verglichen mit den Vorjahren fiel der Zuwachs bei Versicherungen und Pensionseinrichtungen aber unterdurchschnittlich aus.

Aus Spareinlagen zogen die deutschen Bürger im zweiten Quartal unter dem Strich Geld ab. Seitdem die Europäische Zentralbank im Kampf gegen Mini-Inflation und Konjunkturflaute die Zinsen praktisch abgeschafft hat, werfen Sparbuch und Co. kaum noch etwas ab.

Zugleich nutzten die deutschen Bürger die niedrigen Zinsen, um sich günstig Kredite zu verschaffen – vor allem für den Wohnungsbau. Die gesamten Verbindlichkeiten der privaten Haushalte stiegen um 1 Prozent auf 1,645 Billionen Euro. Unter dem Strich erhöhte sich das Nettogeldvermögen damit um 0,8 Prozent auf 3,756 Billionen Euro.

Immobilien oder Kunstwerke sind in der Statistik nicht enthalten. Auch wie das Vermögen verteilt ist, geht aus der Studie nicht hervor. (APA, 19.10.2016)