ÖGV-Präsident Donnerbauer erlitt eine Schlappe.

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Wien – Im Reich rund um die Volksbanken hätte es am 6. Oktober fast eine kleine Revolution gegeben – wäre es nicht zu einer kleinen Gegenrevolution gekommen. Schauplatz: der Österreichische Genossenschaftsverband (ÖGV), in dem die Volksbanken organisiert sind, und die Gruppe "Ware", zu der etwa die Adeg-Lebensmittelhändler gehören. Der Verband ist Interessenvertretung und steht seinen Mitgliedern mit Beratung und Service zur Seite und ist für die Revision zuständig.

Angesichts der Veränderungen im Volksbankensektor wollte ÖGV-Präsident Heribert Donnerbauer nun auch die Struktur des Verbands ändern – ist aber gescheitert. Per Statutenänderung sollte der ÖGV-Vorstand (er führt die Geschäfte) abgeschafft werden, neues geschäftsführendes Gremium sollte das Präsidium werden. Der jetzige ÖGV-Vorstand, bestehend aus Verbandsanwalt Christian Pomper und KPMG-Wirtschaftsprüfer Walter Reiffenstuhl (interimistisch tätig), wäre damit weg vom Fenster.

Dem neuen Board sollten neben dem jetzigen Präsidenten Donnerbauer die Vizepräsidenten Gerald Fleischmann (Chef der Volksbank, VB Wien), Gerhard Hamel (Chef der VB Vorarlberg) sowie "Ware"-Präsident Anton Kovsca (Adeg-Obmann) angehören. Donnerbauer – er ist Aufsichtsratsvorsitzender der VB Wien, Rechtsanwalt und Bürgermeister von Hardegg und war Nationalratsabgeordneter und ÖVP-Justizsprecher – erwartet sich davon Einsparungen, wie er zum STANDARD sagt, und eine Anpassung an die neuen Strukturen im Volksbankensektor.

Kurz zur Auffrischung: Das Spitzeninstitut Övag wird als Immigon abgewickelt, die Spitzeninstitutsaufgaben wurden in die VB Wien übersiedelt. Die "kleinen" Volksbanken werden gerade fusioniert, übrigbleiben werden nur acht Stück. Dadurch würden sich auch die Aufgaben des ÖGV für die Kreditgenossenschaften verringern, argumentiert der ÖGV-Präsident. Für die Gruppe "Waren" sollte sich durch die neue Organisation nichts ändern, auch die Revision verbliebe im ÖGV.

Doch die Satzungsänderung fiel beim Verbandstag (Mitgliederversammlung) durch, Donnerbauer bekam die nötige qualifizierte Mehrheit nicht: 60 Prozent lehnten den Antrag ab. Wobei: Die Mehrheit der ÖGV-Mitglieder stellt die Gruppe Waren.

Donnerbauer führt seine Schlappe auf "falsche Informationen zurück", da sei gegen die Anpassungen "mobilisiert" worden. Mit "Machtallüren" seinerseits habe der Plan zu einem Art Board-System im ÖGV übrigens nichts zu tun, fügt er hinzu.

Genau die werden ihm von widerspenstigen Volksbanken aber nachgesagt. Ein paar von ihnen, wie jene in Osttirol oder im Marchfeld, haben sich der neuen (von der Aufsicht verlangten) Sektorstruktur nicht unterworfen und fürchten nun, dass ihre Interessen unter einer neuen ÖGV-Führung nicht mehr vertreten würden. "Wir sind für alle Mitglieder da, auch für die sogenannten abtrünnigen Volksbanken", gibt ihnen ein ÖGV-Funktionär Rückendeckung. "Aufstand der Zwerge", kommentiert das wiederum ein Wiener Banker, und Donnerbauer plant schon "einen zweiten Anlauf". Fortsetzung wird also folgen. (Renate Graber, 20.10.2016)