Während sich das dutzende Billionen Euro umfassende Derivatekartenhaus der Deutschen Bank sanft im nun kühler gewordenen Frankfurter Herbstwind wiegt, schreibt Professor Rudolf Hickel aus Bremen in der Rundschau, dass in den letzten 15 Jahren circa 40 Milliarden Euro Boni an die Investmentbanker der Bank geflossen seien. Gute Arbeit, lernt man, zahlt sich eben immer noch aus.

Am Fuß der Bankentürme begeht man indes das Richtfest für die "neue" Altstadt. Es handelt sich dabei um die Rekonstruktion einiger 1944 zerstörter Häuserzeilen. Darunter auch das Haus zur goldenen Waage, das dem Zuckerbäcker Abraham van Hamel gehörte, den es im 16. Jahrhundert als protestantischen Glaubensflüchtling nach Frankfurt verschlug. Er brachte es zu Wohlstand und baute fleißig seine Goldene Waage aus, worauf einige Neider einen Baustopp "wegen Prunksucht" erwirkten.

Da man nicht nachtragend sein will, hat die Frankfurter Buchmesse heuer van Hamels Nachfahren aus den protestantischen Niederlanden und dazu gleich noch das belgische, also katholische Flandern als gemeinsame Buchmessen-Länderehrengäste eingeladen. Die beiden, hört man, sollen sich nicht ganz grün sein. Das Verhältnis der Flamen zu den Niederländern, auch diese beiden Regionen trennt nichts außer eine gemeinsame Sprache, ähnle nämlich dem der Österreicher zu den Deutschen.

Davon merkt man in der Ehrengast-Halle wenig. "Das ist, was wir teilen", lautet der Slogan, den die Gastländer ausgegeben haben. Versinnbildlicht wird er durch einen Küstenstreifen, der in der Halle als Film auf eine 100 Meter lange Leinwand projiziert wird. Das ist elegant gelöst. Und klug, weil einmal nicht vom Brückenbauen geschwafelt, sondern auf Verbindendes hingewiesen wird. (Stefan Gmünder aus Frankfurt, 20.10.2016)