Warum genehmigen Aktionäre Lohnpakete, die zu hohen Gehaltssteigerungen ohne entsprechendes Benchmarking führen? Es ist eigentlich gar nicht so rätselhaft, wenn man die wirtschaftlichen Anreize einiger Großaktionäre kennt.

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Führungskräfte von Unternehmen werden ausgezeichnet bezahlt. Die Bezahlung von Managern stieg in den vergangenen Jahrzehnten schneller als die anderer Topverdiener. Oft werden Manager sogar großzügig bezahlt, wenn die Firmen, die sie führen, vergleichsweise geringe Erträge erzielen.

Die Höhe und Struktur der Vergütung von Führungskräften ist sowohl im Forschungsbereich als auch in der öffentlichen Meinungsdebatte ein brisantes Thema. Während des derzeitigen US-Präsidentschaftswahlkampfs kritisierten die Kandidaten beider Großparteien hohe Managergehälter als "skandalös".

Leistungsunabhängige Managergehälter?

Weitgehend leistungsunabhängige Managergehälter widersprechen sowohl dem gesunden Menschenverstand als auch etablierten ökonomischen Vertragstheorien, die in diesem Jahr mit der Vergabe des "Alfred-Nobel-Gedächtnispreises für Wirtschaftswissenschaften" an Oliver Hart und Bengt Holmström gewürdigt wurden. Warum aber genehmigen Aktionäre vieler Firmen Entlohnungspakete, die scheinbar nicht leistungsgerecht sind?

Unser neues Forschungspapier versucht diese Frage zu beantworten und auch warum Benchmarking, also der Vergleich mit der Leistung der Konkurrenten, in gewissen Branchen weniger oft benutzt wird. Wir fanden heraus, dass Führungskräfte relativ mehr für die gesamte Industrieleistung belohnt werden und weniger für ihre eigene Unternehmensleistung, wenn die Unternehmen in einer Branche von den gleichen Aktionären gehalten werden.

Wirtschaftliche Anreize

Die Gründe dafür sind eigentlich gar nicht so rätselhaft, wenn man die wirtschaftlichen Anreize einiger Großaktionäre kennt.

Große Investmentfonds wie Fidelity, Blackrock und Vanguard sind oft die größten Aktionäre von nicht nur einem, sondern von mehreren Unternehmen in der gleichen Branche. Diese Aktionäre erzielen also höhere Gewinne, wenn diese Firmen zusammenarbeiten anstatt aggressiv miteinander konkurrieren. Frühere Untersuchungen dokumentierten bereits wettbewerbsmindernde Auswirkungen, zum Beispiel höhere Preise für Konsumenten, solcher Eigentümerstrukturen in der Banken- und Luftfahrtindustrie.

Keine zu aggressive Konkurrenz

Unser Forschungspapier deutet auf einen Grund hin, warum Führungskräfte im wettbewerbsmindernden Interesse ihrer gemeinsamen Eigentümer handeln. Sie werden ganz einfach dafür bezahlt, nicht zu aggressiv mit anderen Branchenbewerbern zu konkurrieren.

Um die Wirkung von Gemeineigentum auf Managergehälter zu messen, untersuchten wir das Gesamtgehalt (einschließlich der Aktien- und Optionszuteilungen) der Führungskräfte der 2.000 größten börsennotierten US-Unternehmen.

Je mehr Anteile institutionelle Anleger an konkurrierenden Unternehmen in einer Branche besitzen, desto weniger hängt die Bezahlung der Führungskräfte von der eigenen Unternehmensleistung ab. Im Gegenzug erhalten diese Manager aber höhere Zahlungen für gute Erträge ihrer direkten Konkurrenzunternehmen.

Das ist also genau das Gegenteil von dem, was mit undiversifizierten Anlegern, die nur Aktien eines einzelnen Unternehmens besitzen, passieren würde. Die Ergebnisse legen also nahe, dass die Entlohnungsverträge Managern wirtschaftliche Anreize geben, im Interesse ihrer diversifizierten Aktionäre zu handeln.

Wie betrifft das Kleinanleger?

Der Einfluss der größten drei Assetmanager BlackRock, Vanguard und State Street ist mittlerweile besonders hoch. Ihre kombinierte Finanzkraft macht sie zum größten Anteilseigner von 88 Prozent aller S&P-500-Unternehmen. Der Ursprung für diesen großen Einfluss liegt jedoch bei uns allen. Wenn gewöhnliche Kleinanleger ihr Geld bei der gleichen kleinen Gruppe von breit diversifizierten Investmentfonds bündeln, etwa in Form von Indexfonds, ist das Ergebnis, dass diese Assetmanager immer mehr Einfluss bei mehreren Unternehmen in der gleichen Branche gewinnen.

Es ist abzusehen, dass die wachsende Gemeineigentumskonzentration durch Assetmanager in Zukunft zu größeren Spannungen zwischen Aktionären, Konsumenten und Wettbewerbsbehörden führen wird. Möglicherweise sollten Wettbewerbsbehörden in Zukunft auch mehr Augenmerk auf die Bezahlung von Führungskräften legen, um wettbewerbsmindernde Folgen zu verhindern. (Florian Ederer, 24.10.2016)