Das Ewing-Sarkom ist eine schwere Erkrankung des Knochen- und Knorpelgewebes und die zweithäufigste Art von Knochenkrebs im Kindesalter. Es handelt sich um einen soliden Tumor, der am in der Mehrzahl der Fälle im Becken oder im Oberschenkelknochen der Patienten wächst. Am häufigsten erkranken Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren, das Verhältnis zwischen Buben und Mädchen ist 5:1.

Tahereh Javaheri vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Krebsforschung und Wissenschaftlern von der St.-Anna-Kinderkrebsforschung in Wien ist es gelungen, durch das Einschleusen des Krebsgens EWS/FLI1 in Knochen-Vorläuferzellen ein Mausmodell zu schaffen, um die Genese der Erkrankung besser zu verstehen. Diese Forschungsergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift Cell Death & Disease veröffentlicht. Die Publikation beschreibt, wie es gelungen ist, das Krebsgen EWS/FLI1 in die richtigen Vorläuferzellen von Mäusen einzuschleusen. So entwickeln sich aggressiv metastasierende Tumore, die den Befunden am Menschen ähneln.

Auslöser ist Chromosomenbruch

James Ewing beschrieb als Pathologe die Krankheit erstmals im Jahr 1922. Er gründete das Memorial Sloan Kettering Cancer Center, das weltweit älteste und eines der berühmtesten Krebsforschungszentren in New York. Doch es gelang bisher nicht, ein Tiermodell für die Untersuchung der Krankheit zu schaffen.

Auslöser für Ewing-Sarkome ist der Bruch zweier Chromosomen, die neu verschmelzen, wodurch zwei Gene fusioniert und ein krebsauslösendes Genprodukt (EWS/FLI1) entsteht. Javaheri schaltete das EWS/FLI1 Fusionsgen in Knochenstammzellen ein. Diese Mäuse hatten aber nach der Geburt schwere Defekte, weil das Knochen- und Knorpelwachstum blockiert wurde.

Eine genauere Analyse erbrachte, dass die Stammzellen mit dem Fusionsgen eine Blockade in der Entwicklung besitzen. Das Einschalten von EWS/FLI1 führt deshalb zumeist zum Absterben der betroffenen Zellen. Wird das aber wiederum verhindert, entstehen Ewing-Sarkome. Damit gelang der Nachweis, dass tatsächlich die Stammzellen der Knochen zu Tumoren führen können, die dem menschlichen Ewing-Sarkom ähnlich sind. Solche Tiermodelle sind wichtig für die Suche nach und das Erproben von möglichen Therapien. (APA/red, 21.10.2018)

Originalpublikation:

Increased survival and cell cycle progression pathways are required for EWS/FLI1-induced malignant transformation