Lebendes Relikt aus einem Zeitalter, als die Säugetiere noch Eier legten: der Ameisenigel.

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Perth – Die vier Arten des Ameisenigels sind neben dem bekannteren Schnabeltier die letzten Vertreter der Kloakentiere (Monotremata), eines urtümlich erscheinenden Zweigs im Säugetierstammbaum. Ihren Namen haben sie davon, dass Darm, Harnleiter und bei den Weibchen auch die Geschlechtsorgane in eine einzige Öffnung, die sogenannte Kloake, münden. Und sie sind die einzigen Säugetiere, die Eier legen.

Ameisenigel, die je nach Art 50 bis über 70 Zentimeter lang werden können, leben wie das Schnabeltier in Australien, kommen aber auch auf Neuguinea vor. Und wählerisch sind sie nicht, was ihren Lebensraum betrifft: Ob wüstenartig trocken oder feucht, bewaldet oder gebirgig, Ameisenigel sind in Australien omnipräsent.

Stachliges Belüftungskommando

Darum sollte man auch ihre ökologische Bedeutung nicht unterschätzen, bilanzieren Christine Cooper von der Curtin University und Phil Withers von der University of Western Australia in einer aktuellen Studie. Dadurch, dass sie mit ihren langen schmalen Schnauzen den Boden nach Insekten und Würmern durchsuchen, sorgen Ameisenigel für dessen Belüftung.

Um die Leistung der Tiere zu messen, hatten die Forscher Ameisenigel im westaustralischen Dryandra Woodland mit Sensoren ausgestattet. Zur Erleichterung von Cooper & Co ging das etwas einfacher als bei Echsen, bei denen man die Methode zuvor schon angewandt hatte. Die flitzten aber mitsamt Messgerät in Windeseile davon, während es die Ameisenigel deutlich gemütlicher angingen: So konnten die Sensoren anschließend wieder eingesammelt werden, um die Daten auszuwerten.

Bei großer Hitze ziehen sich Ameisenigel in Erdhöhlen zurück – kühlere Tageszeiten nutzen sie aber in beachtlichem Ausmaß: Ein Zehntel des Tages sind sie am Graben. Im "Journal of Experimental Biology" berichten die Forscher, dass ein einzelner Ameisenigel pro Jahr 200 Kubikmeter aerifiziert. (Für die Spezialisten im Forum: Die Forscher nennen ausdrücklich ein olympisches Schwimmbecken als Vergleichsgröße!) Da Australien mit größeren grabenden Tieren nicht mehr so gut ausgestattet sei wie andere Kontinente, handle es sich daher um eine Schlüsselspezies für die australischen Ökosysteme. (jdo, 26. 10. 2016)