Alexander Wrabetz: Der ORF würde Vertreter der "Identitären" nicht zu großen Diskussionen einladen.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Die Einladung von "Identitären"-Chef Martin Sellner zu "Talk im Hangar-7" auf Servus TV hat ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, gelinde gesagt, erstaunt, "was auf einmal hof- und salonfähig geworden ist". Nämlich: "Dass wir am Beginn des 21. Jahrhunderts ernsthaft diskutieren, ob vom Verfassungsschutz beobachtete Neonazis an TV-Debatten einfach so teilnehmen können".

Wrabetz staunte darüber am Freitag bei einer Debatte über Meinungsfreiheit beim "Rundfunkforum" des Forschungsinstituts zum Recht der Massenmedien (REM). Würde der ORF Sellner in seine Sonntagabenddiskussion "Im Zentrum" einladen, fragte STANDARD-Herausgeberin Alexandra Föderl-Schmid den ORF-Chef auf dem Podium. Knappe, kategorische Antwort: "Nein."

Irrtum "Bürgerforum"

Wrabetz selbst sprach freilich, dass bei einem "Bürgerforum" im November 2015 der Obmann der rechtsextremen Identitären, Alexander Markovics, als "Bürger" und ohne Anmoderation zu seiner Funktion bei den Identitären zu Wort kam. Das sei "irrtümlich" passiert, erklärte Wrabetz, der Mann sei "undercover als Bürger" aufgetreten. Auf die Zwischenfrage "Verkleidet?" sagte der ORF-General zum Outfit Rechtsextremer: "Die sind ja heute nicht mehr verkleidet."

Platz in "Am Schauplatz"

Der ORF würde Vertreter der "Identitären" nicht zu großen Diskussionen einladen, sagt Wrabetz. Das Phänomen sei Thema etwa für Formate wie "Am Schauplatz", der sich Ende September den "Identitären" gewidmet hat.

Im "Club 2" des ORF, für den Wrabetz solche Einladungen historisch ebenfalls ausschloss, traten einst zwei Skinheads auf – die Moderator Rudolf Nagiller im Lauf der Sendung körperlich attackierten. (red, 21.10.2016)