"Götter können sich selbst verwandeln, Menschen können nur verwandelt werden." Bert Verwelius und Frank de Mulder überprüfen fotografisch Cees Nootebooms Zitat.


Seiten aus Verwelius' "Simply Beauty" und de Mulders "Glorious", fotografiert von Lukas Friesenbichler

Erinnerung an Lust ist die schwächste, die es gibt. Sobald diese Lust nur noch aus Gedanken besteht, verkehrt sie sich in ihr eigenes Gegenteil: Sie wird abwesend, und damit undenkbar." Nun, ob dieses Zitat von Cees Nooteboom Relevanz hat, ist angesichts der neuen Bildbände von Bert Verwelius und Frank de Mulder ernsthaft zu bezweifeln.

Von jeher sind die Beneluxstaaten, heuer Ehrengast der Frankfurter Buchmesse, bekannt für ihre außerordentliche Freiheitsliebe und Weltoffenheit. Dies wird luzide sichtbar punkto Gesellschaftspolitik, in Bezug auf Moral, Drogen, persönliche Freiheit, Selbstbestimmung und Erotik. Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, dass der aus den Niederlanden stammende Verwelius und der Belgier de Mulder mit ihren perfekt in Szene gesetzten Fotoserien der sinnlichen Erotik, der Verführung mittels ästhetischer Nacktheit huldigen.

Hommage an die Weiblichkeit, an starke, selbstbewusste Frauen sind ihre Tableaus. Mit Augenzwinkern gegenüber männlich dominierten Welten, mit Sensibilität gegenüber dem üblichen Zurschaustellen. Verwelius' Inszenierungen sind oft geprägt von ironischen Brechungen; mit Weißclowns, alternden Senilitäten und Machtmenschen. Genannt sei seine Serie über die Agitation der Pussy Riots.

Agents Provocateurs sind gemeinhin auch die göttlichen Agentinnen de Mulders. Man kann beide Werke als Hommage an die Schöpfung sehen. In Abwandlung an Cees Noteboom: "Gott ist gemacht nach dem Bild und dem Gleichnis des Menschen, nach einer gewissen Zeit kommt doch jeder dahinter, außer denen, die niemals hinter etwas kommen." (Gregor Auenhammer, Album, 31.10.2016)