Wien – Er kommt zwar in einem Dutzend verschiedener Länder vor, in China ebenso wie in Russland oder Nepal. Doch der Schneeleopard, der von den Kirgisen ehrfürchtig als "Geist der Berge" bezeichnet wird, ist vom Aussterben bedroht. Laut jüngsten Schätzungen gibt es nur noch rund 4000 Exemplare in freier Wildbahn, was in dem Fall abgelegene Gebirgsregionen bis zu 6000 Metern Seehöhe bedeutet.
Am Sonntag, dem 23. Oktober, ist der Internationale Tag des Schneeleoparden, und passend dazu gibt es einen neuen Bericht über die dramatische Lage der Großkatze. Laut dieser Studie wurden seit 2008 jährlich mindestens 221 Tiere gewildert, das entspricht vier getöteten Schneeleoparden pro Woche.
Hohe Dunkelziffer
Möglicherweise ist die Zahl der gewilderten Tiere aber noch wesentlich höher, da in den entlegenen Gebieten die kriminellen Machenschaften der Wilderei oftmals unentdeckt bleiben. Die Forscher schließen folglich nicht aus, dass bis zu 450 Tiere pro Jahr getötet wurden.
Über 90 Prozent der Wilderei findet in fünf Ländern statt: China, Mongolei, Pakistan, Indien und Tadschikistan. Nur rund 20 Prozent der erlegten Tiere wurden allem Anschein nach für illegalen Handel getötet, auch wenn die Nachfrage nach den Zähnen, Krallen, Knochen und Fellen der Raubkatzen zunimmt und deren Verkauf mittlerweile auch über das Internet abgewickelt wird.
Tödliche Rache der Hirten
Neben der Wilderei sind auch die Konflikte mit Hirten ein ernstes Problem, wenn es um den Schneeleopard geht. Die Schafe und Ziegen sind leichte Beute im Revier des scheuen Raubtiers. Im Winter steigen die Fälle der gerissenen Nutztiere, die Hirten wollen sich an den Schneeleoparden rächen und stellen Murmeltier-Fallen auf, die eigentlich verboten sind und den Leoparden meist schlimme Verletzungen zufügen.
An diesem Punkt setzen einige Umweltschutzorganisationen wie auch der WWF an: Man will die Hirten dazu bringen, ihre Herden nicht in die Reviere der Schneeleoparden zu treiben. Voraussetzung dafür sind die Ausstattung der Schneeleoparden mit Satellitenhalsbändern sowie die Auswertung der entsprechenden Daten – um eben die Hauptstreifgebiete der Großkatzen zu ermitteln. (tasch, 22.10.2016)