Als die Staats- und Regierungschefs Freitagnachmittag in Brüssel in ihre Flugzeuge stiegen, um ins wohlverdiente Wochenende zu fliegen, konnte man noch annehmen, dass die EU den Streit um ihre Außenhandelspolitik am Ende doch unbeschadet überstehen könnte.

Zwar war es beim EU-Gipfel wieder nicht gelungen, die allerletzten nationalen bzw. regionalen Einwände gegen Ceta auszuräumen, alle 28 Mitgliedstaaten auf den Pakt einzuschwören. Aber die Hoffnung lebte. Der belgische Regionalpremier Paul Magnette hatte sich nach anfänglich fundamentaler Kritik beweglich gezeigt; er verhandelte zu konkreten Zusagen für seine wirtschaftsschwache Region.

In ein paar Tagen, so glaubten viele abreisende Regierungschefs, werde alles gut sein, würden die belgischen Politpokerprofis einlenken. Nicht ausgeschlossen, dass das noch kommt und der kanadische Premierminister Justin Trudeau nächsten Mittwoch anreist, um sich als Erstes einer Debatte im EU-Parlament zu stellen.

Das alles dürfte nichts mehr nützen. Denn nach den Regierungschefs flog auch die kanadische Handelsministerin Chrystia Freeland nach Hause. Zuvor gab sie in Namur, dem "gallischen Dorf" wallonischen Ceta-Widerstands, ein Fernsehinterview: "Ich bin sehr enttäuscht. Die Europäer sind nicht fähig, Verhandlungen zu führen", sagte sie unter Tränen. Die Bilder werden um die Welt gehen. Europa zum Weinen: ein maximaler Imageschaden. (Thomas Mayer, 21.10.2016)