Zürich – Am Samstag startet die Universität Zürich zum zweiten Mal einen Parabelflug zu Forschungszwecken. Während mehrerer steiler Sinkflüge können an Bord Experimente von Hochschulen und Unternehmen in Schwerelosigkeit durchgeführt werden. Nach dem ersten Parabelflug von Schweizer Boden aus im Jahr 2015 richtete die Universität die Schweizer Forschungsplattform für Schwerelosigkeit ein.
Erneut soll ein Airbus "A310 ZERO-G" vom Militärflugplatz Dübendorf starten. Das Flugzeug wird über dem Mittelmeer mehrere Parabeln fliegen, also abwechselnd steile Aufstiege und Sinkflüge. Während der Sinkflüge wird für rund 22 Sekunden Schwerelosigkeit an Bord herrschen. In diesen kurzen Zeitabschnitten sollen verschiedene Experimente durchgeführt werden.
Weltraum-Simulationen
Um den Effekt der Schwerelosigkeit auf biologische oder physikalische Prozesse zu erforschen, bieten Parabelflüge viele Vorteile, erklärte Oliver Ullrich von der Universität. "Man erreicht damit längere Zeitabschnitte in Schwerelosigkeit als beispielsweise in Freifall-Türmen am Boden", so der Leiter der Plattform für Forschung in Schwerelosigkeit.
Ausgedehntere Schwerelosigkeitszeiten als mit solchen Flügen erreiche man mit ballistischen Raketen oder an Bord einer Raumstation im Orbit, wobei die Kosten pro Experiment jedoch um ein Vielfaches höher lägen. Zwar gibt es auch Geräte, die durch ständige Drehbewegung die Richtung der Schwerkraft ständig ändern und so den Einfluss einer gerichteten Gravitation aufheben. "Das ist aber nur eine wenig befriedigende Simulation der Realität", so Ullrich.
Hohe Nachfrage
Trotz der relativ kurzen Ausschreibungszeit von nur einem Monat gingen mehr Forschungsanträge für eine Teilnahme am Parabelflug ein, als letztlich daran teilnehmen konnten. Ein Gutachter-Gremium des "Swiss Space Office" des Staatssekretariats für Bildung Forschung und Innovation (SBFI), das die Schweizer Parabelflüge auch finanziell unterstützt, traf die Auswahl.
Neben 15 Forschenden werden außerdem 25 Privatpersonen mitfliegen, die auf diese Weise einmal die Schwerelosigkeit erleben wollen. Jeder der 40 Plätze an Bord kostet 8.500 Franken, egal ob für Forschende oder Privatleute, verriet Ullrich.
In Zukunft sollen weitere Parabelflüge folgen, voraussichtlich ein- bis höchstens zweimal im Jahr. "Der Bedarf seitens der Forschenden ist da", sagte Ullrich. Bei einer längeren Ausschreibungszeit rechnet der Forscher mit noch deutlich mehr Anträgen als diesmal. Es seien seit dem ersten Flug vor einem Jahr immer wieder Anfragen eingegangen, ob es weitere Flüge gebe.
"Es gibt unglaublich viele Forschungsfragen, die die Schwerelosigkeit brauchen", so Ullrich. Dabei gehe es nicht mal um die großen Forschungsprojekte für die Raumfahrt, die von Europas Raumfahrtagentur ESA im Orbit durchgeführt werden. Auf dieses Angebot kann auch die Schweiz als ESA-Mitglied zurückgreifen", so Ullrich. (APA, red, 22. 10. 2016)