Von Schiaparelli blieb ein schwarzer Fleck. Womöglich ist der Lander beim Aufprall explodiert.

Foto: NASA/JPL-Caltech/MSSS, Arizona State University; inserts: NASA/JPL-Caltech/MSSS

Darmstadt/Wien – Die Hoffnung war seit Mittwochnacht schon stark geschwunden, nun gibt es traurige Gewissheit: Der Marslander der Mission ExoMars, Schiaparelli, hat eine ziemlich heftige Bruchlandung hingelegt, die er nicht überstehen konnte. Möglicherweise ist er beim Aufprall sogar explodiert.

Während die Analyse aller vorliegenden Daten noch nicht vollständig abgeschlossen ist, zeigten Aufnahmen des Mars Reconaissance Orbiters (MRO) der Nasa am Freitagabend deutliche Hinweise auf einen Absturz der Sonde aus großer Höhe. Auf den Bildern, die die Landeregion in einer Auflösung von sechs Meter pro Pixel zeigen, lassen sich im Vergleich mit früheren Aufnahmen deutliche Veränderungen ausmachen.

Landetriebwerke versagten

So ist eine helle Struktur zu erkennen, bei der es sich um den Fallschirm handeln dürfte, mit dem Schiaparelli eine Phase seines Landeabstiegs bewältigte. Etwa einen Kilometer davon entfernt ist ein unscharfer, dunkler Fleck zu sehen – der dürfte unmittelbar auf den Einschlag des Landeroboters zurückgehen, hieß es aus dem Raumflugkontrollzentrum Esoc in Darmstadt.

Schon die bisherige Datenanalyse hatte ergeben, dass es zu einem Absturz aus größerer Höhe gekommen sein muss. Während die ersten Schritte der planmäßig sechs Minuten dauernden Landung tadellos funktionierten, gab es gegen Ende hin Probleme: Die Landetriebwerke funktionierten nur für einen Bruchteil der vorgesehenen Zeit. Anstatt zwei Meter über dem Marsboden vollständig abzubremsen und dann auf den Mars zu fallen, dürfte Schiaparelli aus einer Höhe von zwei bis vier Kilometern abgestürzt sein.

Aufprall mit 300 km/h

Der Lander hatte keine Chance: Nach Angaben der Esa schlug er wohl mit mehr als 300 km/h auf dem Mars auf. Der dunkle Fleck auf der Aufnahme könnte entweder Bodenmaterial vom Mars sein, das durch den Aufprall aufgewirbelt wurde. Oder aber der Roboter explodierte beim Aufprall, da die Treibstofftanks durch die viel zu kurze Brenndauer nicht leer waren.

"Das ist traurig, aber wir müssen feststellen, dass die Sonde nicht erfolgreich gelandet ist", sagte Esa-Chef Jan Wörner. Beim zeitgleich mit der glücklosen Landung am Mittwoch in einen Marsorbit gebrachten Trace Gas Orbiter (TGO) der Mission ExoMars läuft hingegen weiter alles nach Plan. Seine Umlaufzeit beträgt vier Sol (ein Sol ist ein Marstag und dauert knapp 40 Minuten länger als ein Erdentag). Im November soll er beginnen, seine wissenschaftlichen Instrumente vorzubereiten und Untersuchungen der Marsatmosphäre durchführen. (David Rennert, 22.10.2016)