Foto: APA/Jäger

Nur zur Erinnerung: Österreich ist ein Land mit einer Marktwirtschaft, die landläufig auch Kapitalismus genannt wird. Zwar ist sie, wie in allen Industriestaaten, durch Regulierungen und ein Sozialsystem eingeschränkt. Aber der Großteil aller wirtschaftlichen Abläufe, die den Wohlstand jedes Einzelnen erst ermöglichen, finden im privaten Sektor nach marktwirtschaftlichen Regeln statt.

Umso erstaunlicher ist es, dass dem steirischen SPÖ-Chef und Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer nichts anderes einfiel, als Finanzminister Hans Jörg Schelling einen "Kapitalisten" zu schimpfen, weil sich dieser nicht so großzügig gegenüber den Geldwünschen der Länder zeigt.

Querschüsse aus der ÖVP

Und weil Teile der ÖVP im klassenkämpferischen Denken um nichts nachstehen wollten, warf der Vorarlberger AK-Präsident Hubert Hämmerle seinem Parteichef Reinhold Mitterlehner nun vor, sich nur um Wirtschaftsinteressen zu kümmern, weil sich dieser etwa für eine Lockerung der besonders strikten Arbeitszeiten einsetzt.

Der Satz aus den "Vorarlberger Nachrichten": "Vermutlich braucht er bald einen neuen Job und preist sich deshalb der Wirtschaft in den süßesten Tönen an", ist nicht nur zutiefst untergriffig, er zeugt auch von einem völligen Unverständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge, die man gerade in Vorarlberg nicht erwarten würde.

Das Gemeinsame überwiegt

Denn vom Erfolg eines Unternehmens hängt auch das Wohlergehen seiner Mitarbeiter ab. Natürlich gibt es Interessenkonflikte zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, vor allem wenn es um Lohnerhöhungen geht. Aber die sind in der heutigen Wirtschaftswelt viel geringer als die gemeinsamen Ziele, nämlich mit höheren Umsätzen und Gewinnen gut bezahlte Arbeitsplätze zu sichern.

Hinter diesen Aussagen steckt letztlich eine tiefgreifende Ablehnung der Marktwirtschaft, ja der Wirtschaft an sich, die in Österreich offenbar nicht nur in ganz linken und ganz rechten Kreisen weit verbreitet ist.

Alter Reflex gegen Geld und Unternehmer

Dann ist es auch kein Wunder, dass jedes internationale Abkommen zur Erleichterung des Welthandels auf Ablehnung stößt. Der Jahrhunderte alte Reflex gegen Geld und Unternehmer, der auch im katholischen Glauben seine Wurzeln hat, ist noch immer höchst lebendig.

Da haben es vernünftige Wirtschaftspolitiker wie Schelling, Mitterlehner und Kanzler Christian Kern nicht leicht. (Eric Frey, 23.10.2016)