Der Slogan der Tiroler SPÖ gilt nicht für alle: Eine Koalition mit der FPÖ sei aus ihrer Einstellung heraus undenkbar, sagt die neue, bereits für ein Ministeramt gehandelte Chefin Elisabeth Blanik.

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STANDARD: Beim Parteitag am Wochenende verließen einige Delegierte den Saal, als Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil in seiner Rede mehr Kompetenzen für das Heer im Inland forderte. Halten Sie seine Politik noch für links?

Blanik: Es waren die Jungen, die gegangen sind. Das ist das Recht der Jugend, kritisch zu sein. Die Sicherheitsfrage ist ein Bereich, der für die Sozialdemokratie sehr belastet ist. Dennoch denke ich, dass Minister Doskozil derzeit die richtigen Schritte setzt.

STANDARD: Und SPÖ-Chef Christian Kern? Hat der Bundeskanzler denn schon etwas bewegt?

Blanik: Christian Kern gibt der Sozialdemokratie wieder eine klare Richtung. Er formuliert klare Grundsätze und ist extrem professionell. Für mich ist er der ganz große Hoffnungsträger in der SPÖ.

STANDARD: Je weiter westwärts von Wien, umso schwächer ist die SPÖ. Kümmert sich die Bundespartei zu wenig um den Westen?

Blanik: Die SPÖ hat eine Bundeszentrale und Filialen. Und die Anbindung dieser Filialen hat durchaus Verbesserungsbedarf. Auch im Know-how, das man weitergeben könnte, und in der Zusammenarbeit. Ich hoffe sehr, dass es unter Kern zu einer Professionalisierung dieser Strukturen kommt.

STANDARD: Sie haben angekündigt, das Team der Tiroler SPÖ für die Landtagswahl 2018 erneuern zu wollen. Wer wird gehen müssen?

Blanik: Ja, wir werden ein neues Team haben. Wobei, ich bin jetzt auch nicht mehr ganz neu, und neu muss ja nicht immer jung implizieren. Aber wir wissen von einigen Abgeordneten, wie Gerhard Reheis, Georg Dornauer oder Gabi Schiessling und auch Gisela Wurm auf Nationalratsebene, dass sie nicht mehr kandidieren werden. Meine Aufgabe ist, Menschen zu finden, die sich mit aller Kraft engagieren wollen, die bereit sind, sich einzusetzen, um die Herzen der Wähler zu gewinnen. Denn das Herz ist nun einmal links.

STANDARD: Wie werden Sie mit der FPÖ umgehen?

Blanik: Ich kenne die strategischen Überlegungen und die Diskussionen, dass Ausgrenzung die FPÖ nur stärker macht. Für mich wäre eine Koalition mit der FPÖ aber aus meiner persönlicher Einstellung heraus undenkbar. Sollte die Tiroler SPÖ in ihren Gremien entscheiden, mit der FPÖ zusammenarbeiten zu wollen, wäre ich die falsche Person für den Vorsitz.

STANDARD: Werden Sie die Spitzenkandidatin für die Wahl sein?

Blanik: Das nehme ich an, das ist so üblich. Ich war zweimal die Nummer zwei im Landtagswahlkampf und weiß, wie man einen Wahlkampf führt. Von daher werde wohl ich es sein, die vorangeht.

STANDARD: Bleiben Sie bei Ihrer Ankündigung, für einen etwaigen Posten in der Landesregierung nicht zur Verfügung zu stehen?

Blanik: Es ist für mich klar, wie auch immer wir abschneiden, ich stehe für kein Regierungsmandat zur Verfügung. Ich bin Bürgermeisterin von Lienz und mit Leidenschaft Parlamentarierin.

STANDARD: Wie wollen Sie als Parteichefin in Innsbruck präsent sein, wenn Ihr Lebensmittelpunkt in Lienz bleibt?

Blanik: Ich bin schon jetzt mindestens einmal pro Woche in Innsbruck, klassischerweise am Montag wegen der Klubsitzungen. Das werde ich so beibehalten. Ich mache das ja nun schon eine gewisse Zeit und bin draufgekommen, es ist wie in der Rolle als Mutter alles eine Frage der Organisation. Und darin bin ich echt gut.

STANDARD: Was ist angesichts des steten Abstiegs der SPÖ in Tirol Ihr Ziel für die Landtagswahl 2018?

Blanik: Das erstrangige Ziel ist, die fünf Mandate zu halten und in der Folge stärker zu werden. Aber das Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen ist sehr schwer.

STANDARD: Es gab in der Tiroler SPÖ zuletzt heftigen Streit. Wie werden Sie damit umgehen, wenn nicht jeder Ihren Kurs mittragen will?

Blanik: Ich denke, der wird mitgetragen. In der Zwischenzeit haben auch die Funktionäre die Notwendigkeit einer Verjüngung erkannt. Wir haben ein Problem in der Altersstruktur. Wir sind bei den über 50-Jährigen gut aufgestellt und bei der Generation unter 30. Aber es gibt da ein paar Leute, von denen ich hoffe, dass sie sich uns wieder anschließen werden.

STANDARD: Warum braucht es in Tirol überhaupt eine SPÖ?

Blanik: Wir stehen für Chancengleichheit. Uns geht es darum, die Gesellschaft als gemeinsames Ganzes zu sehen und nicht darum, nur einzelne Interessengruppen zu bedienen. Darum braucht es die SPÖ als starke Kraft und darum haben wir die verdammte Pflicht, uns endlich zusammenzuraufen und darauf zu besinnen. (Steffen Arora, 23.10.2016)