Die im südlichen Afrika lebende Zwergmanguste ist ein indirektes Verkehrsopfer: Der Straßenlärm irritiert sie beim Aufspüren von Gerüchen, die von Raubtieren ausgehen.

Shannon Benson

Bristol/Wien – Über die negativen Auswirkungen des Verkehrslärms auf Mensch und Tier gibt es Hunderte von Studien. Bei Menschen, die in der Nähe von Flughäfen oder dichtbefahrenen Straßen leben, zählen Stress, Schlaflosigkeit, Herzprobleme oder Lernschwierigkeiten zu den wichtigsten negativen Folgen.

Bei Tieren kann der Einfluss noch dramatischer sein: Man denke nur an die Wale, die unter dem vom Menschen verursachten Unterseelärm leiden. Im Normalfall wird durch den menschlichen Lärm bei Tieren die akustische Informationsverarbeitung gestört. Deshalb ergreifen sie mitunter Gegenmaßnahmen – wie etwa Singvögel in der Großstadt, die früher, höher oder lauter singen

"Eine perfekte Familie"

Doch wie Forscher um Amy Morris-Drake (Uni Bristol) berichten, kann Lärm auch die Verarbeitung von Geruchsinformationen in Mitleidenschaft ziehen. Morris-Drake und ihre Kollegen nahmen für ihre Studie im Fachblatt "Current Biology" das Verhalten von südlichen Zwergmangusten unter die Lupe. Die Tiere sind rund 30 Zentimeter klein und leben in Gruppen von neun bis zwölf Individuen, die von einem Weibchen angeführt werden, was die englische Verhaltensforscherin und Lorenz-Schülerin Anne Rasa in einem Buch als "perfekte Familie" beschrieb.

Eine Besonderheit der Tiere ist außerdem, dass sie mit Nashornvögeln kooperieren und einander vor gemeinsamen Feinden warnen. Das Zoologenteam um Morris-Drake untersuchte konkret, wie sich der Straßenlärm auf das Verhalten der Tiere auswirkt, die relativ wenig Scheu vor Menschen haben, ihre Umgebung aber genau nach Duftspuren ihrer direkten Fressfeinde absuchen, um sich bei Gefahr schnell wieder in ihren Bau zurückziehen zu können.

Geringeres Gefahrenbewusstsein

Wie die Beobachtungen zeigten, wird der Geruchssinn der Tiere durch den Lärm massiv beeinträchtigt: Sie nehmen Duftspuren ihrer Feinde weniger gut wahr und zeigen sich weniger gefahrenbewusst. Das Resümee der Forscher: Die negativen Folgen von Lärm dürften weit über akustische Störungen hinausgehen. (tasch, 24.10.2016)