Der 53-jährige Andreas Müller geht nicht in den Wald.

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Wien – Rapids Sportvorstand Andreas Müller hat "ein Gefühl". Den Resultaten, etwa dem 0:2 am Sonntag daheim gegen die Austria, zum Trotze ist es ein "positives Gefühl. Die Entwicklung der Mannschaft stimmt optimistisch." Die "Müller raus"-Rufe hat er gehört. "Ich trage das mit Fassung, solange die Fans die Spieler unterstützen, ist es okay. Ich bin das Ventil, um Dampf abzulassen."

Müller selbst hatte vor ein paar Wochen nach dem kläglichen 2:4 in Ried erklärt, die Mannschaft trete nicht als Einheit auf, richtig bös ist er gewesen, er schnaubte wie eine Dampflok. "Das war bewusst provokant, sie ist jetzt zusammengewachsen. Die Ergebnisse stimmen leider nicht. Wir müssen effizienter werden. Ich verstehe sämtliche Kritik."

Platz fünf in der Tabelle mit zwölf Zählern Rückstand auf Sturm Graz, die Mechanismen des Fußballs haben Hütteldorf erreicht. Wobei das Müller offiziell abstreite, er hat nicht vor, sich selbst zu entlassen. Und Trainer Mike Büskens spricht er bewusst nicht das Vertrauen aus, so fängt nämlich das Ende an. "Ich bin von seiner Qualität und von jener der Mannschaft überzeugt. Wir haben uns bei der Verpflichtung und der Kadergestaltung etwas gedacht."

Natürlich sei die Summe an "Nackenschlägen" brutal. Im Derby hat sich Kapitän Stefan Schwab, eine absolute Schlüsselkraft, den linken Knöchel gebrochen. Er wurde noch in der Nacht auf Montag operiert, mit einer Pause von einem halben Jahr ist zu rechnen. Stephan Auer riss sich das vordere Außenband im rechten Sprunggelenk. Müller: "Es wäre falsch zu jammern, wir müssen damit fertig werden. Die Welt hat sich nicht gegen uns verschworen. Es ist auch sinnlos, über den ungerechtfertigten Elfer, der am Sonntag gegen uns gepfiffen wurde, zu klagen." Er bleibe komplett gelassen. "Ich gehe nicht wie ein kleines Kind in den Wald und pfeife dann vor Angst ein Lied."

Cup-Aus noch nicht denkbar

Am Mittwoch steigt das Achtelfinale des Cups gegen den Erstligisten Blau-Weiß Linz. Gespielt wird übrigens auf dem Sportklub-Platz in Wien-Hernals, Linz hatte aufgrund der Karate-WM keinen Platz für Fußballer, Österreich ist ein lieblich Sportland. Müller ist nicht bereit, die Folgen eines möglichen Ausscheidens zu thematisieren. "Ich rede nicht über den Konjunktiv. Ich glaube an den Aufstieg. Wir brauchen einen Erfolg."

Fakt ist: In den jüngsten vier Ligapartien wurden zwei Punkte geholt. Die Derby-Statistik wies Rapid als Dominator aus, 30:8 Torschüsse, 64 Prozent Ballbesitz, 59 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Austrias Trainer Thorsten Fink spendete nicht Trost, als er sagte, die Zahlen belegten, "dass Rapid kein schlechtes Spiel gemacht hat. Was sie nicht belegen, ist, dass wir abgeklärter, effizienter waren."

Bei Rapid sagen Büskens und die Spieler fast schon traditionell: "Wir müssen effizienter werden." Nach außen hin wird Harmonie vermittelt, allerdings lieferte Innenverteidiger Mario Sonnleitner, der aufgrund einiger Verletzungen erstmals in der Büskens-Ära eingesetzt wurde, nicht den ultimativen Beweis. "Ich bin zwar Führungsspieler, aber wie soll ich argumentieren, wenn ich auf der Tribüne sitze?" Büskens geht davon aus, "Trainer zu bleiben". Müller macht das Ventil. (Christian Hackl, 24.10.2016)