Newport – "Buckelwale reisen global, aber gedeihen lokal." So fasst Scott Baker vom Institut für Meeressäuger der Oregon State University die Ergebnisse einer aktuellen Studie zusammen, deren Koautor er war. Es sei eine besondere Variante von Ortstreue, die es den Walen ermöglicht, dass sích ihre Bestände seit dem Ende des kommerziellen Walfangs recht gut erholt haben.
Die bis zu 15 Meter langen Buckelwale kommen mit Ausnahme unmittelbarer Polnähe und kleiner Randmeere, in die sie sich nur selten vordringen, in allen Ozeanen vor. Und diesen ausgedehnten Lebensraum nutzen sie auch ausgiebig: Auf ihrer Suche nach Krill oder auch kleinen Fischen legen sie Wanderungen über tausende Kilometer zurück.
Von der Oma bis zum Enkelkind
Laut der im Journal "Endangered Species Research" veröffentlichten Studie "stolpern" sie aber nicht zufällig über ergiebige Nahrungsgründe. Vielmehr kehren sie immer wieder an die selben Orte zurück – und nicht nur sie, sondern auch ihre Nachfahren. Für die Studie, für die Daten aus den 1970er Jahren mit aktuellen verglichen wurden, untersuchten die Forscher, welche Buckelwale sich in den Gewässern vor dem Glacier-Bay-Nationalpark Alaskas und in der Meerenge von Icy Strait einfinden. Foto-Identifizierung wurde dabei ebenso verwendet wie die Entnahme von DNA-Proben.
Das Ergebnis: Es handelte sich überwiegend um Wale, die man dort bereits gesichtet hatte, und deren Nachfahren – teilweise bereits aus der dritten Generation. Die Forscher vermuten, dass das Wissen um ergiebige Fischgründe und die Routen dorthin von den Müttern an ihre Kinder weitergegeben wird, es sich also um eine Kultur handelt.
Schutzzonen
Von den wenigen tausend Buckelwalen, die der industrielle Walfang Mitte des 20. Jahrhunderts übriggelassen hat, sind die Bestände wieder auf mehr als 60.000 Tiere angewachsen: Immer noch deutlich weniger als vor dem Walfangzeitalter, aber immerhin gilt die Spezies heute nicht mehr als gefährdet.
Das von Generation zu Generation tradierte Wissen um gute Nahrungsgründe habe seinen Teil dazu beigetragen, so Baker. Wichtig sei es daher, diese Orte besonders gut zu schützen: durch Einschränkungen für den Schiffsverkehr und die Bereitstellung von Ausrüstung, mit der man Buckelwale, die sich in Fischernetzen verheddert haben, schnell befreien kann. (red, 1.11.2016)