Demonstration gegen die Einstellung der regierungskritischen "Népszabadság" am 16. Oktober.

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Budapest – Die ungarische Tageszeitung "Nepszabadsag" ist an ein regierungsnahes Unternehmen verkauft worden. Das geht aus einer Mitteilung auf der Webseite der Budapester Börse am Dienstag hervor. Das Ende des regierungskritischen Blattes ist damit besiegelt.

Die Aktien des Eigentümerverlags der Traditionszeitung, Mediaworks, wurden vom österreichischen Unternehmer Heinrich Pecina zu 100 Prozent an die als regierungsnahe Firma Opimus Press veräußert, berichtete das Portal "Vs.hu". Der stellvertretende Chefredakteur des Blattes, Marton Gergely, bestätigte der APA den Verkauf.

Wettbewerbsamt stimmte zu

Laut Aussendung von Pecinas Firma Vienna Capital Partners (VCP) habe man sich für den schnellen Verkauf entschieden, da es viele Kaufanwärter gegeben hätte. Opimus Press habe nach Einstellung von "Nepszabadsag" ihr Angebot abgegeben und den Zuschlag erhalten, da das Unternehmen den Neustart der Zeitung ernsthaft erwäge, zitierte die ungarische Nachrichtenagentur MTI die Wiener Firma.

Opimus Press soll Lörinc Meszaros nahestehen, einem persönlichen und Parteifreund von Regierungschef Viktor Orban. Wie das Portal "Vs.hu" berichtet, stimmte das Wettbewerbsamt bereits der Übertragung der Aktien zu.

Politische Gründe für Einstellung vermutet

Die überraschende Einstellung der bekannten Oppositionszeitung "Nepszabadsag" vor zwei Wochen hatte zu Kritik im In- und Ausland geführt. Das Aus wurde vom Verlag mit Verlusten in der Höhe von fünf Millionen Forint (200.000 Euro) seit 2007 begründet.

Kritiker vermuten jedoch eher politische Gründe. Wer sich Mediaworks sichert, kann "aus dem Stand eine Million Menschen erreichen", schrieb das Nachrichtenportal "Index". Es sei demnach ein "Geschenk" für die Regierung, gelange der Mediaworks-Verlag mit seinen 13 Regionalzeitungen in Fidesz-nahe Hände. Auf dem ländlichen ungarischen Zeitungsmarkt spielen Regionalblätter nach wie vor eine wichtige Rolle. Zudem gehört auch die populäre Sport-Tageszeitung "Nemzeti Sport" zum Portfolio von Mediaworks.

Reaktion: Einfluss der Regierung auf Medien

Die NGO Freedomhouse, die sich für die Föderung liberaler Demokratien einsetzt, übt massive Kritik an dem Verkauf der Zeitung. Die Einstellung und der Verkauf des Blattes zeige, den wachsenden Einfluss der Regierung auf Ungarns Presse. Die ungarische Regierung missbrauche Eigentumsverhältnisse als politisches Instrument, um kritische Berichterstattung zu verhindern, heißt es in einem Statement. Die EU und die Vereinigten Staaten sollen diese Attacke auf die Pressefreiheit verurteilen. (APA, red, 26.10.2016)