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Mit dem renommierten Man Booker Prize geehrt: Paul Beatty.

Foto: REUTERS/John Phillips/Pool

Das Buch "The Sellout", für das der US-amerikanische Schriftsteller Paul Beatty am Dienstag von Camilla, der Duchess von Cornwall, mit dem Man Booker Prize 2016 ausgezeichnet worden ist, beginnt mit einer höchst eigentümlichen Erwählung: Der Erzähler, ein "black man", der Wert darauf legt, noch nie jemanden bestohlen oder beraubt zu haben und auch noch nie mit seinem "gigantischen Penis" öffentlich masturbiert zu haben, wird vom Obersten Gerichtshof der USA darüber informiert, dass sein Fall zur Anhörung kommt. Sein Fall, das ist der eines Opfers von Rassismus in einer Gesellschaft, die sich eigentlich für "postracial" hält.

"The Sellout" ist ein beißender Monolog, der sich durch ein Dickicht von Vorurteilen arbeitet und auch die Themen von Bewegungen wie Black Lives Matter trifft, allerdings auf höchst kontroversielle Weise, denn Beatty spekuliert über eine neue Sklaverei. Während andere bedeutende afroamerikanische Autoren der Stunde wie Teju Cole oder Ta-Nehisi Coates eher essayistische Formen bevorzugen, kleidet Beatty seine Reflexionen in Witz und anzügliches Sprechen. Sein Werk lebt von der Spannung zwischen den Kulturen der amerikanischen West- und Ostküste.

Poetry-Slams

Geboren 1962 in Los Angeles, ging er mit 17 auf ein College in Boston. Später studierte er zwar auch Creative Writing, doch Beatty kommt vor allem aus der Welt der gesprochenen Literatur. Er trat bei Poetry-Slams auf, The Sellout verdankt auch viel der Stand-up-Comedy, mit Vorbildern wie Richard Pryor oder Dave Chappelle. Als Autor trat Beatty 1996 mit "The White Boy Shuffle" (auf Deutsch "Der Sklavenmessias") hervor, in dem er Erfahrungen seiner Kindheit verarbeitete. 2008 erschien "Slumberland", zwischendurch gab er eine Anthologie afroamerikanischen Humors heraus. Inzwischen lebt er seit vielen Jahren in New York, nach einem längeren Aufenthalt 1993 fühlt er sich aber auch Berlin sehr verbunden.

Der Man Booker Prize ist auch eine Auszeichnung für den kleinen Verlag Oneworld, der das Risiko einging, "The Sellout" herauszubringen. Für Beatty, der in einem Interview erzählt hat, dass er "The Sellout" auch aus ökonomischer Not heraus geschrieben hat, kommt nun mit der Auszeichnung die Anerkennung für eine literarische Praxis, für die es im einschlägigen Slang das Wort Street-Credibility gibt: "Es ist nicht so, dass das Schreiben mein Leben gerettet hat, aber es hat mir ein Leben gegeben." (Bert Rebhandl, 26.10.2016)