Der "Dschungel" wird abgerissen.

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Paris/Calais – Im aufgelösten Flüchtlingslager von Calais haben nach Angaben der Behörden vor allem Menschen mit Asylanspruch gelebt. Viele hätten in den vergangenen beiden Jahren bereits Asyl beantragt, sagte der Leiter des französischen Flüchtlingsamts, Pascal Brice, dem Sender "France Info" am Donnerstag. "70 Prozent von ihnen wurden als Flüchtling anerkannt." Es gehe also nicht um "Wirtschaftsmigranten".

Die als "Dschungel" von Calais bekannt gewordene Siedlung wird seit Beginn der Woche geräumt. Am Mittwoch erklärte die Präfektin das Areal für offiziell leer, obwohl in den Abendstunden einige Schutzsuchenden zurückkehrten. Die Bewohner werden auf Unterkünfte in ganz Frankreich verteilt, viele Minderjährige haben Aussicht auf Aufnahme in Großbritannien.

Arbeiter rückten am Donnerstag unter anderem mit großen Baggern im westlichen Teil des Flüchtlingslagers an. Die Polizei sicherte die Abrissarbeiten mit einem Großaufgebot ab und hielt Flüchtlinge und Journalisten auf Abstand.

Flüchtlinge blieben über Nacht

Die französischen Behörden hatten am Montag mit der Räumung des slumähnlichen Flüchtlingslagers am Ärmelkanal begonnen, tausende Flüchtlinge wurden mit Bussen in Aufnahmezentren im ganzen Land gebracht. Am Mittwoch verkündete die für Calais zuständige Präfektin Fabienne Buccio das "Ende des Dschungels".

Allerdings hielten sich auch am Donnerstagmorgen noch Flüchtlinge in der Gegend auf: Vor einem für die Räumung eingerichteten Busbahnhof, der am Mittwochabend geschlossen wurde, befanden sich rund hundert junge Flüchtlinge. Dutzende von ihnen hatten dort auch die Nacht verbracht.

Der Leiter der französischen Behörde für Einwanderung und Integration, Didier Leschi, sagte der AFP, es stünden noch zehn Busse zur Verfügung, um Flüchtlinge in Unterkünfte in anderen Landesteilen zu bringen. "Das ist das letzte Angebot", sagte ein anderer Behördenvertreter.

Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve hatte am Mittwochabend mitgeteilt, seit Beginn der Räumung seien knapp 5.600 Flüchtlinge in Aufnahmezentren gefahren oder in einem für minderjährige Flüchtlinge reservierten Containerlager am Rande des "Dschungels" untergebracht worden. Buccio hatte die Umsiedelung von "mindestens 6.600" Menschen angekündigt. (APA, 27.10.2016)